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DVDMAX

Kritik von DVDMAX

Gesehen: Mai, 2016

Diese Kritik enthält Spoiler.

Warum das Prequel/Remake von Carpenters legendärem Horrorfilm "The Thing" durchfiel, ist relativ schnell ersichtlich. Praktisch jeder, welcher mit der Vorlage ("The Thing" von 1982, nicht "Who goes there?" von 1938) vertraut ist, wird höchstwahrscheinlich eine von zwei Erwartungshaltungen an den Film gelegt haben. In der ersten Erwartungshaltung möchten Leute einen Film sehen, welcher das altbekannte Szenario vom formwandelnden Alien-Monster in der Antarktis aufgreift und dieses mit derart frischen Ideen anreichert, dass am Ende ein eigenständiges Werk dabei herauskommt. In der zweiten Erwartungshaltung hingegen hofft man auf eine Hommage, welche die filmische Vorlage durch Ton, Musik, Tempo und Symbolik einfägt und somit für ein sehr uneigenständiges, aber dennoch stimmungsvolles Erlebnis sorgt, welches die gute alte Zeit wieder aufleben lässt. Eine dritte Erwartungshaltung könnte zudem noch darin bestehen, dass man den Film eh scheiße finden wird, weils ja'n dummer Cash-In und 'ne seelenlose Kopie ist, aber so etwas lasse ich in dieser Besprechung einfach mal beiseite.

Fakt ist - und das ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe für den merkwürdigen Eindruck, den das Werk hinterlässt - dass Matthijs van Heijningen Jrs. "The Thing" sowohl darin scheitert, eine anständige Hommage zu sein, als auch einen eigenständigen Horrorfilm zu bilden. Der Schnitt zwischen beidem geht direkt durch die Mitte und der Film gleicht damit jenem Monster mit dem Doppelgesicht, welches man in diesem als auch in Carpenters Werk bestaunen kann. Es bildet nur eine leidliche Hommage, weil der Film zwar schon das gesamte visuelle Design, elementare Details und Ereignisse des Storyverlaufs von Carpenters Werk kopiert, jedoch die spezifische Stimmung, die dieses filmische Meisterwerk verbreitet, zu keiner Zeit einfängt. Und obgleich sich eine ganze Reihe an frischen Elementen in diesem Film finden, so werden sie stets überschattet vom Antlitz des Doppelgängers, welches dieser Film trägt.

Hinzu kommt, dass "The Thing" von 2011 mit dem denkbar falschesten aller Füße aufsteht. So etabliert der Film etwa seine Hauptfigur Kate (Mary Elisabeth Winstead) relativ früh als Fokuspunkt für den Zuschauer, doch gerade die erste Begegnung mit ihr erweckt den Eindruck, dass sie eher anteilnahmslos, kalt und im Endeffekt unsympathisch daherkommt. Das ändert sich zwar im weiteren Verlauf, allerdings geht die Inszenierung der Charaktere nicht über ein B-Movie-Niveau hinaus. Gerade der scheinbar zentrale Konflikt zwischen Kate und Dr. Halvorson (Ulrich Thomson) ist so grob gehandhabt, dass man eher mit der Stirn runzelt, anstatt sich auf dieses potenziell vielversprechende Kompetenzgerangel einzulassen. Während im Original fast jede der Figuren irgendwann im Film mindestens einen entscheidenden Gesprächsmoment hat und die Charaktere generell ein stärkeres Profil hatten, so bleiben viele Akteure hier, trotz vereinzelter, sympathischer Dialoge, nur Namen und Gesichter (wenn auch mit bärtigem, norwegischem Charme :). Hinzu kommt, dass der erste Ausbruch des Alienmonsters noch recht lauwarm daherkommt. Er wird mit einem doppelten Jumpscare eingeleitet und der sich anschließend entfaltende Horror verläuft eher auf Sparflamme. Bei all dem schreitet das Erzähltempo deutlich schneller voran, was zwar für Kurzweil sorgt, doch lässt dies gerade die sich langsam aufbauende, bedrohliche Atmosphäre vermissen, von der man angesichts all der Referenzen an den 82er Film erwartet, dass sie jeden Moment um die Ecke schlendert. Doch wird dies zu keinem Zeitpunkt der knapp 100 Minuten Laufzeit der Fall sein.

Sei es die mangelhafte Etablierung der Figuren, die zu wünschen übrig lassende Atmosphäre, das dreiste Kopieren, das eher oberflächliche Handhaben zentraler Konflikte und Themen, sowie die "CGI-Grütze", mit welcher die Monster zu großen Teilen animiert sind: "The Thing" bietet einen wahren Wust an Angriffspunkten und Schwächen, die sich durch den ganzen Film ziehen. Und dennoch: Ich mag den Film! Sein größtes Laster ist in meinen Augen das Kleben an Carpenters Vorlage, denn auch wenn all das, was van Heijningens Werk an neuen Elementen hinzufügt, nicht immer glückt, so hätte ich mir im Endeffekt mehr Eigenständigkeit gewünscht.

Denn nach der ersten, noch recht lauen Monsterattacke, welche eher an "The Thing" von 1951 erinnert, beginnt der Film langsam, aber stetig Spannung aufzubauen. Insbesondere die Sequenz mit dem Hubschrauber packt mich jedes Mal. Sie involviert einerseits einen clever gestrickten Ausbruchversuch des Dings als auch einen langsamen Realisierungsprozess, den Kate im Badezimmer durchmachen muss, um der Natur dieses Organismus auf die Schliche zu kommen; einer Hauptfigur allein beim Nachdenken zuzuschauen, ließ mich einen deutlich stärkeren Bezug zu ihrem Charakter und somit auch zu dieser Szene aufbauen. Die Art von Spannung, die hier aufgebaut wird, unterscheidet sich deutlich von jener, welche man in Carpenters Version sieht. Auch die Sequenz im letzten Drittel, wo Sam (Joel Edgerton) sich vor dem Monster verstecken muss, erinnert eher an die Raptorensequenz in "Jurassic Park" als an irgendetwas vergleichbares aus "The Thing" von 1982. Die Art, wie dieser Film Spannung kreiert und Sequenzen aufbaut, ist gelungen und bietet grundsolide Horrorkost, die sich stetig steigert. Man mag geteilter Meinung über das Science-Fiction-lastige Finale des Films sein, doch gerade der Mittelteil des Films weiß auf seine ganz eigene Art zu überzeugen.

Auch die Monstereffekte sind im großen und ganzen sehr gelungen. Zwar ist der CGI-Überzug, mit dem viele der Puppen nach dem Dreh bearbeitet worden sind, nicht immer überzeugend, doch ist das Monster-Design mal wieder sehr kreativ, insbesondere in einer Szene, in welcher zwei Gesichter verschmelzen. An dieser Stelle muss ich mich wohl auch kurz einklinken in bezug auf die Debatte CGI vs. practical effects. Ich selbst liebe zwar fast jede Form von altmodischen Spezialeffekten und fühle mich beim Anblick von Mappaintings, Zeichentrickanimationen in Realfilmen, Rearscreen-Projektionen etc. selten gestört, doch war das Arbeiten mit Puppen, Prothesen und Stop-Motion in "The Thing" von 1982 stets mit einer Konsequenz verbunden: Man konnte das Monster selten länger als 2 Sekunden im Bild zeigen, bevor man als Zuschauer merkt, dass sich das Wesen unmöglich durch den Raum bewegen kann, weil die zugrunde liegende Tricktechnik dafür zu limitiert war. Hier musste man geschickt mit schnellem Editing, Close-Ups und Kamera-Einstellungen, die von den Akteuren isoliert sind, arbeiten, um den Eindruck der Künstlichkeit dieser Effekte zu vermeiden. Das Benutzen von computergenerierten Effekten hingegen hat den Vorteil, dass diese längere Szenen mit Schauspielern im Bild ermöglichen und genau diesen Vorteil spielt "The Thing" insbesondere im letzten Drittel aus, wenn das Monster sich offen zeigt.

Ein weiterer Grund, warum ich diesen Film mag, ist ein sehr persönlicher: 'Alien Monster in der Antarktis' geht immer, ist schlichtweg die beste Prämisse für einen Film ever. Winterliches Setting, isolierte Gruppe von Menschen, einsame Stimmung, unbekannter Gegner. Das Alles erzeugt bei mir automatisch Aufmerksamkeit.

Aber auch abseits davon: Ich finde nach wie vor, dass unter der seltsamen, zweigesichtigen Identität dieses Films noch immer ein solider, kurzweiliger Horrorfilm steckt, wenn man nur in der Lage ist, vom Schatten des Klassikers abzusehen, in welchem er sich befindet. "The Thing" von 2011 ist relativ ähnlich zu "Star Wars Episode VII": Ein Remake mit einer Reihe von Neuerungen, einem höheren Erzähltempo und mehr Story-Ereignissen, was zu Kosten der Atmosphäre und Charaktere geht und nebenbei die Ikonizität des Originals nicht erreichen kann. Doch findet sich handwerklich genug Qualität in diesem schnellen, geschmeidigen Creature-Feature, sodass man das Ergebnis noch immer genießen kann.

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