"Movies All-Time-Favorite-List"
Ja, der Film ist wirklich alt.
Ja, er ist auch rassistisch.
Ja, er ist teilweise echt kitschig.
Ja, ja, ja. Ich liebe diesen Film trotzdem, egal wie sehr er von einigen Leuten unter anderem aus diesen Gründen gehasst wird.
Der Film ist alt. Ja und? Das macht einen Film weder gut noch schlecht. Und dieser Film ist vielleicht sogar gerade so gut, weil er schon so alt ist, keine Ahnung. Mal ganz abgesehen vom Alter, von der Machart, vom Setting oder der schauspielerischen Leistung, welche man natürlich aufgrund des Alters anders betrachten muss als bei modernen Filmen, der Film hat eine Story und zwar eine richtig gute und interessante. Sie ist alles andere als 08/15. Es ist ein verdammt gutes Drama in allen Belangen.
Mir gefällt aufgrund des Alters gerade die Optik. Sie ist außergewöhnlich und heutzutage würde man so etwas nicht mehr machen, klar. Die Kostüme und das Setting sind grandios und sehr opulent. Die schauspielerische Leistung ist ebenfalls großartig, aber natürlich ganz anders als heute. Ich liebe z.B. auch die deutsche Synchronisation. Vivien Leigh und Clark Gable spielen ihre Außenseiterrolle einfach nur fantastisch. Ich liebe diese ganzen Facetten, die Scarlett O'Hara ausmachen, von naiv kindlich bis hinterhältig gerissen und Rhett Butler, der sie als Einziger wirklich durchschaut. Allein sein Lachen und seine Reaktionen auf Scarletts Handlungen sind einfach nur herrlich.
Es ist schon tatsächlich so, dass alle Männer außer Rhett im Film wirlich echt schlecht wegkommen. Einer ist trotteliger und hohler als der andere. Das ist natürlich komplett unrealistisch, aber irgendwie auch sympathisch. Das bringt mich direkt zum nächsten Punkt: Der Rassismus, der dem Film vorgeworfen wird.
Zum einen muss man sagen, dass es im Film nicht um das Thema der Sklavenhaltung geht. Aufgrund des Zeitraums, in dem der Film spielt, kann man es aber auch nicht außen vorlassen, das ist klar. Der Film stellt die Sklaverei mit Sicherheit nicht so dar wie sie tatsächlich gewesen ist. Aber hat der Film oder auch das Buch denn jemals diesen Realismus für sich beansprucht? Wie ich schon oben erwähnte, auch andere Handlungen und Verhaltensweisen entsprechen mit Sicherheit nicht der Realität. Das entschuldigt natürlich die Darstellung der Sklaverei nicht. Dass Skalven geschlagen und misshandelt wurden, zeigt der Film zwar nicht, aber er spricht es an. Das macht ihn aber noch längst nicht rassistisch, denn in diesem Fall sind es ja Fakten. Das Problem ist, dass sich Charaktere wie beispielsweise Mammy, selbst nachdem die Sklaverei auf Grund des Bürgerkrieges abgeschafft wurde, immer noch der alten Zeit unterwerfen und sie sogar verteidigen. Ich kann nicht sagen, ob es solche Fälle nicht trotzdem gegeben hat, eine Art Stockholm-Syndrom, ich habe zu der Zeit nicht gelebt, aber ausschließen möchte ich es auch nicht.
Ich will jetzt aber auch hier keine Analyse des Films in Bezug auf Rassismus starten, angesprochen werden muss es natürlich trotzdem. Trotzdem finde ich, dass man dem Film Unrecht tut, wenn man ihn auf Grund von Rassismusvorwürfen boykottiert, aber das muss natürlich jeder selbst für sich entscheiden.
Komme ich zum letzten Punkt auf meiner Mini-Agenda: Kitsch. In gewisser Weise ist der Film kitschig und ist ja auch oft als typischer Frauenfilm verschrien. Davon mal abgesehen, wer sagt eigentlich, dass Kitschfilme ausschließlich von Frauen gemocht oder geliebt werden dürfen? Immer diese anerzogenen Rollen.... LOL Ich mag manchmal auch Kitsch, wenn er richtig eingesetzt wird. Das schaffen Filme wie Dr. Schiwago, Sissi, Lovestory oder eben Vom Winde verweht einfach perfekt und deswegen liebe ich auch alle soeben genannten Filme. Vom Winde verweht ist aber kein ausschließlicher Kitschfilm, ganz im Gegenteil. Nur zwei ganz kurze Beispiele:
*SPOILER*
Der plötzliche Tod von Bonnie oder auch die Rückkehr von Scarlett nach Tara als sie ihre Mutter Tod vorfindet und ihr Vater dies geistig einfach nicht mehr verkraftet...
*SPOILER ENDE*
...sind alles andere als Kitsch, sondern Drama durch und durch.
Der Film bringt mich zum lachen, bringt mich zum weinen, bringt mich zum nachdenken, bringt mich zum staunen. Ja, ich liebe diesen Film und er ist mit seinen fast 4 Stunden zwar wirklich lang, aber ich genieße ihn jedes Mal aufs Neue und das jede einzelne Minute.