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DerSiegemund

Kritik von DerSiegemund

Gesehen: April, 2021

FOR ALL MANKIND: ROAD TO THE STARS

Road to the Stars – Road to THE EXPANSE und STAR TREK

Erzählungen von der Raumfahrt aus nahezu allen Epochen gibt es derer schon sehr viel. Eine der frühesten Epochen ist aber nicht etwa das Raumfahrtprogramm Apollo, sondern schon die grundlegende Forschung um Überschall- und Raketenantriebe, die mit Hilfe von Wernher von Braun verwirklicht wurde. Die Geschichte um die Pioniere der Luft- und Raumfahrt beginnt also schon mit den ersten Testpiloten für Überschallflugzeuge, wie zum Beispiel der dem legendären Chuck Yeager.

Bereits in Philip Kaufmans DER STOFF AUS DEM DIE HELDEN SIND (1984) wurde ein erzählerischer Bogen von dem Beginn des Überschallflugs bis zum Anfang der amerikanischen Eroberung des Weltraum gespannt, doch in FOR ALL MANKIND entwickelt sich mit der ersten Mondlandung ein alternativer Handlungsverlauf, wenn Russland als erstes seinen Fuß auf den Mond setzet, um mit der ersten Frau auf dem Mond noch eins draufzusetzen. Nach dem Sputnik-Schock, löst dieses Ereignis, welches in die ganze Welt auf Bildschirme ausgestrahlt wurde eine Emanzipationswelle der Frauen aus, welche damit historisch früher, progressiver und dramatischer abläuft, als in Wirklichkeit.

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Die erste Frau auf dem Mond ist eine Russin.                                                                                                  © Apple TV+

Eine bekannte These aus den Sozialwissenschaften beschreibt, dass durch die Emanzipation der Frau und anderen Diskriminierten auch Fortschritte in Wissenschaft und Technik einen Boost erlebt haben. Die Erklärung für diesen Boost liegt nicht etwa darin, dass Frauen intelligenter als Männer wären. Intelligenz spielt eher keine primäre Rolle, sondern liegt es vielmehr daran, dass Menschen, welche Wegbereiter für den Fortschritt sind, in der Gesellschaft eine knappe Ressource darstellen. Es ist also klar, dass durch die Diskriminierung der Frau, Ethnien und Minderheiten Potentiale von Wegbereitern des Fortschritt aus diesen Gruppen verschwendet wurden. Gerade bei der Hebung unbekannt und unveröffentlicht gebliebener weiblicher Literatur aus Scholastik und Renaissance ist aufgefallen, dass bestimmte literarische Techniken und philosophische Erkenntnisse bereits Jahrzehnte oder Jahrhunderte zuvor von Frauen verschriftlich wurden. Erst Jahrzehnte oder Epochen später wurden sie von Männern veröffentlicht, wodurch sich wichtige Fortschritte verzögert haben. Somit ist der Ansatz der Serie für die alternative Timeline die Beschleunigung des wissenschaftlichen Fortschritts durch die Emanzipation der Frau.

Es stimmt nur nicht ganz, dass die Russen das Potential der Frauen so viel stärker genutzt hätten, denn es durften die Frauen dort zwar viel früher studieren, aber im Endeffekt hat man sie genauso an familiäre Pflichten gebunden und bei der Berufswahl gegenüber Männern benachteiligt. Nur wenige Frauen haben es ganz nach oben geschafft. Präsident der Sowjetunion oder auch Russlands war bisher noch keine Frau. Soweit war die Emanzipation im Ostblock nun auch wieder nicht. Aber es geht in der Serie eher um einen globalen Auslöser für die Emanzipation, der eigentlich klein ist, aber eine starke Wirkung hat. Am Anfang sind Männer ausschließlich die Helden im All, denn in der Art wie der Serie MAD MEN erlebt man (hier in nicht in der Werbeindustrie, sondern in der Raumfahrt) den gesellschaftlichen Wandel, sowohl der Emanzipation der Frau, wenn die erste Generation zu Astronautinnen ausgebildet werden und zu Heldinnen werden, als auch das Ende der ethnischen Diskriminierung. Es gibt manchmal einen leichten Überhang zu den männlichen, so dass der feministische Ansatz nicht überzogen woke oder anbiedernd ist. Es ist angenehm gebildete und mutige Frauen gleichberechtig neben Männern wirken zu sehen.

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Die weibliche Gurkentruppe!                                                                                                                                      © Apple TV+

Die Serie macht sich also eine sozialwissenschaftliche Thesen zunutze, um einen alternativen Handlungslauf der Zeitgeschichte zu schaffen, welcher letztlich die Entwicklungen im Bereich der Raumfahrt, im Vergleich zu unserer realen Timeline, drastisch beschleunigt, weil der Fokus im politischen Wettbewerb der Supermächte sich auf das All verschiebt, während wir uns derzeit sehr stark auf die irdischen Probleme konzentrieren.

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Bewaffnet auf dem Mond!                                                                                                                                                 © Apple TV+

Spannender war der Wettlauf im All noch nie, denn der Kampf um die Besiedlung des Mondes tritt hier in den Vordergrund, das atomare Wettrüsten hingegen tritt in den Hintergrund! Die Serie bietet aber noch mehr. Sie ist auch ein Space-Abenteuer und durch die veränderten Zeitlinie und die Konzentration der Supermächte auf die Eroberung des Alls, purzeln die technischen Fortschritte nur so dahin. Das heißt, der Fortschritt geht in dieser alternativen Realität rasanter, als er in Wirklichkeit verlaufen ist, denn in der Realität hat man die Forschung eher vernachlässigt. So kann man sich darauf einstellen, dass in der Serie auch mal ein paar Jahre im Zeitraffer vorbeigehen, so dass liebegewonnene Figuren älter werden, andere Karrierewege beschreiben oder eben sterben, wobei die nächste Generation schon in den Startlöchern steht. Da ist zum Beispiel Aleida, schon mit der ersten Episode, deren Vater aus Mexiko in die USA flüchtet und sie mitnimmt. Früh entwickelt sie den Traum Astronautin zu werden, doch auch sie braucht in der Serie mindestens 10 Jahre der Entwicklung, welche sie über mehr als eine Staffel zieht.

FOR ALL MANKIND ist offenbar, auch nach dem Teaser zu urteilen, auf eine längere Laufzeit und viele Staffeln ausgelegt, denn nach dem Mond, der eine Staffel ganz sicher bestimmt, wird schon der Mars anvisiert. Besonders erfreulich sind genau diese Aussichten, dass weder der Mond noch der Mars die finalen Grenzen der Erzählung darstellen.

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Mondstation Jamestown                                                                                                                                                © Apple TV+

Nicht unerwähnt bleiben dürfen deshalb ein paar sogar offen ausgesprochene Querverweise der Serie zu Gene Roddenberrys STAR TREK. Kaum eine andere Sci-Fi-Serie hat so einen Eindruck in der Populärkultur hinterlassen wie RAUMSCHIFF ENTERPRISE, wo man progressiv mit den Themen gerechte Gesellschaft, wissenschaftlicher Fortschritt, Frieden, Emanzipation und Rassismus umging, was sich mit STAR TREK – The Next Generation auf ein epochales Level erhob, wenn aktuelle Theorien der Astrophysik Bestandteil der Handlung werden. Irgendwann nach mehreren Generationen stellt sich automatisch die Frage was vor Picard, Kirk, Archer war. Diese Frage beantwortete das Franchise bisher nur mangelhaft, etwa in STAR TREK – Der erste Kontakt, wenn Zefram Cochrane den ersten Warp Antrieb entwickelt und einen Testflug absolviert. Aber von Cochrane Entwicklung bis zu Archers Enterprise klafft eine historische Lücke in der Sci-Fi-Timeline. Da Star Trek immer schon interstellar orientiert war, fehlt der Abschnitt in der Timeline mit der stellaren Besiedlung, also unseres Sonnensystems. Die Serie THE EXPANSE kann wohlmöglich ein Stück der Lücke füllen, weil deren technische und politischen Entwicklungen durchaus als stellare Vorphase der Föderation der Planeten betrachtet werden können, hätte man da nicht in STAR TREK - First Contact, durch eine triviale Geschichte mit den Vulkaniern, welche sich nach Entwicklung des Warp-Antriebes durch Cockrane der Menschheit offenbarten, die stellare Siedlungsphase übersprungen. Wenn wir Menschen das All besiedeln werden, dann erst einmal stellar, also das Sonnensystem, und hier bedient THE EXPANSE die Lücke in der STAR TREK – Timeline.

Doch weiter stellt sich die Frage, was vor der THE EXPANSE – Timeline kommen könnte. FOR ALL MANKIND schickt sich an diese Epoche der stellaren Besiedlung in ihrer Pionierphase in den Fokus zu nehmen. Dafür nimmt man sich gehörig viel Zeit und beginnt im Jahr 1965 mit der Mondlandung der Russen.

Die Idee der Sci-Fi Timeline ist gut verbreitet. Folgende Darstellung zeigt eine solche mit BABYLON 5, THE EXPANSE, STAR TREK und BLADE RUNNER, wobei die Timeline der Serien, aber nicht der tatsächliche technische Fortschritt das Ordnungsprinzip ist. Man müsste sie schon anders ordnen.

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Sci-Fi-Timeline bekannter Serien und Filme                                                                         © twitter@BAYOUWILSON

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