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DingDong

Kritik von DingDong

Gesehen: Mai, 2022

Da der Gesetzlose Frank Calder (Oliver Reed) lesen lernen möchte, entführt er kurzerhand eine Frau namens Melissa (Candice Bergen), welche er fälschlicherweise für eine Lehrerin hält. Dass es sich dabei um die Ehefrau von Brandt Ruger (von Gene Hackman großartig gespielt), einem äußerst reichen und tyrannischen Viehbaron handelt, weiß er nicht und es wäre ihm auch egal gewesen. Als Ruger, welcher sich kurz zuvor mit seinen ebenfalls wohlhabenden Freunden zu einem Jagdausflug aufmachte, von der Entführung erfährt, macht er sich in Begleitung seiner Kumpels und mehreren, mit modernsten Zielfernrohren ausgestatteten Gewehren auf, um die Bande um Calder zu jagen und aus sicherer Entfernung einen nach dem anderen zu erledigen.

Bereits nach der ersten Minute, in der eine Kuh blutig in die Kehle gestochen wird, die Klinge zum Häuten in das Fleisch eintritt und direkt im Anschluss ein Mann, der Viehbaron Ruger, viehisch und grob seine Frau im Bett „pflügt“, könnte sich der unbekümmerte Zuschauer, der sich auf einen strahlenden Ausflug in den glorreichen Wilden Westen gefreut hat, fragen, wo um alles in der Welt er denn hier gelandet ist. Besser, oder sollte ich eher sagen zivilisierter, wird es im weiteren Verlauf nicht mehr. Im Gegenteil. Man könnte geradezu meinen, es hier mit einem grobschlächtigen Vertreter des Spaghetti-Western zu tun zu haben. Aber nein, auch wenn man vielleicht geneigt ist an Sergio Corbucci zu denken, jenen Regisseur, welcher Werke wie „Django“ oder „Leichen pflastern seinen Weg“ auf die Leinwand brachte, so führte hier der eher im Serienbereich tätige Amerikaner Don Medford Regie. Wer sich nach einem romantisch verklärten Blick auf den Wilden Westen sehnt und gerne ehrenwerte, wie selbstlose Helden erleben möchte, kann sich diesen Film sparen. Denn Medford ist eher daran gelegen eine räudige, dreckige wie auch trostlose Atmosphäre zu generieren, die rein tonal Corbuccis soeben genannte Werken in nichts nachsteht und exakt das gelingt ihm unwahrscheinlich gut.

Die Gesetzlosen sind hier nicht die heimlichen „Guten“. Sie sind Verbrecher und verhalten sich auch so, was auch die Hauptfigur Frank Colder einschließt. Und obgleich bei letztgenanntem vereinzelt auch mal seine guten Seiten zum Vorschein kommen, wäscht dies die befleckte Weste nicht rein. Die Wohlhabenden sind ebenfalls nicht vornehm oder gar tugendhaft. Als Brandt Ruger, welcher auch gerne mal Frauen misshandelt, vom Raub seiner Frau erfährt sinnt er auf Rache. Aber nicht etwa weil es ihm darum geht seine Ehefrau zu retten, denn diese sei ja höchstwahrscheinlich so oder so bereits vergewaltigt worden, sondern weil er sich in seiner Ehre gekränkt und in seinem Stolz verletzt fühlt. Schließlich hat es verdammt nochmal niemand zu wagen, ihm sein Hab und Gut, ganz egal ob Vieh oder Frau, zu stehlen. Als er zu der, durch das Recht auf Selbstjustiz legitimierten, Menschenjagd aufruft, stehen ihm seine ebenfalls wohlhabenden Freunde zur Seite. Zumal sie durch die hochmodernen Präzisionsgewehre, welche er ihnen anbietet, aus sicherer und unüberbrückbarer Entfernung todesmutig für die Gerechtigkeit eintreten können. Räuber, Vergewaltiger, Mörder, wohlhabende Tyrannen und rückgradlose Mitläufer. Egal wohin man blickt, nahezu überall nur miese oder zumindest charakterlich fragwürdige Gestalten. Auch Misogynie wird hier großgeschrieben. Frauen sind zum f%$§?n da. Egal ob es sich dabei um eine geraubte Frau, die eigene Ehefrau oder um eine bezahlte Hure handelt. Hauptsache schön grob und rücksichtslos. Frauen beschützt man nur deshalb davor von anderen vergewaltigt zu werden, damit man sie selbst vergewaltigen kann. Männer sind Schweine. Und doch wird auch Melissa, die Frau von Ruger, fragwürdig dargestellt. Denn mit der Zeit fühlt sie sich, ungeachtet dessen wie er sie behandelt und was er ihr antut, zum brutalen Mistkerl Colder hingezogen. Was wohl auch daran liegt, dass ihr eigener Mann sie noch mieser behandelt und Colder ihr immerhin Aufmerksamkeit schenkt. Männer sind Schweine und Frauen finden Schweine unwiderstehlich. Aus Unrecht und Zwang erwächst Liebe, ist das nicht romantisch?! Geradezu unglaublich, was einem Medfort hier kredenzt!

Gleiches gilt für die Gewaltdarstellung. Es gibt wohl nur wenige Western, bei denen das Sterben und erschossen werden so schmerzhaft ausschaut wie hier. Egal ob blutiger Bauch- oder Kopfschuss, nicht selten lebt man noch einen kleinen oder auch mal längeren Moment weiter, damit der Zuschauer dem Spektakel des schmerzhaften und elendigen Verreckens auch ja beizuwohnen kann. Schwer zu glauben, dass dieser Film aus dem Jahr 1971 stammt. Der Originaltitel „The Hunting Party“ trifft es dabei gerade zu perfekt. Denn durch den Reichweitenvorteil können Ruger und seine Freunde die Bande um Colder so gefahrlos erlegen, wie es der Jäger mit dem Wild kann. Sehr eindringlich auch eine Szene, in der einige erschossene Verbrecher, welchen die Flucht nicht schnell genug gelang, wie erlegtes Wild, trophäengleich nebeneinander aufgereiht werden. Mit der Folge, dass sich einer der „Jäger“, der Unmenschlichkeit gewahr werdend, übergeben muss.

Wirklich spannend präsentiert sich „Leise weht der Wind des Todes“ über seine fast zwei Stunden Laufzeit hinweg allerdings nicht und auch das Tempo ist eher als gemächlich zu bezeichnen. Alles plätschert so ein bisschen überraschungsfrei vor sich hin und der Plot um einen Mann der lesen lernen möchte, deswegen eine vermeintliche Lehrerin entführt und vom Ehemann verfolgt wird, ist auch nicht gerade ein Feuerwerk an Originalität. „Schön“ anzusehen ist dafür Gene Hackmans Darstellung des Viehbarons, den er herrlich verachtenswert auf die Leinwand bringt und dessen Darstellung durchaus Parallelen zu der von ihm viele Jahre später großartig verkörperten Figur des Sheriffs „Little Bill“ aus Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ aufweist.

Fazit:

Selten fühlte sich die Hitze des Wilden Westen so kalt an wie hier. Don Medford wandelt in dieser britischen! Produktion auf den Spuren des räudigen Spaghetti-Western und schafft es mit „Leise weht der Wind des Todes“ ein ungemein trostloses und gewalttätiges Bild vom oftmals romantisch verklärt dargestellten Westen Amerikas zu zeichnen. Wobei man fairerweise sagen muss, dass Medfords Werk abseits dessen nicht unbedingt viel zu bieten hat und das Tempo nicht gerade das Zackigste ist. Wer es brutal wie deprimierend mag und keine Identifikationsfiguren braucht, dem sei Don Medfords Werk dennoch ans Herz gelegt.

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