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Gertschi

Kritik von Gertschi

"Hard to swallow, but fun to watch."

  • Das folgende Review wurde von einem Rezensenten geschrieben, der schon extrem Pornogeschädigt ist:

    Linda (Linda Lovelace) gesteht ihrer Freundin Helen (Dolly Sharp) die den Sex in vollen Zügen genießt, daß sie noch nie zum Orgasmus gekommen ist. Helen organisiert eine Orgie für Linda, doch auch dies bringt nicht den gewünschten Erfolg. Ein Besuch bei dem leicht irren Psychiater Young (Harry Reems) bringt eine Sensation ans Tageslicht: Lindas Klitoris sitzt in ihrer Kehle (!). Dr. Young schlägt oralen Sex vor und bietet sich als Sexobjekt an (würd' ich auch so machen). Zum ersten Mal erfüllen sich Lindas Träume: beim ersten Orgasmus läuten die Glocken, brechen Dämme und starten brüllende Raketen. Fortan arbeitet sie für Dr. Young als Sex-Therapeutin, bis sie gefallen an einem reichen, aber recht verklemmten Erben findet, der zudem auch noch ihr "Traummaß" (na wo schon?) aufweist... - Und wenn sie nicht gestorben sind, treiben sie's noch heute.

    Horcht sich die Handlung des Films beim ersten durchlesen noch recht originell an, wird einem spätestens nach der ersten Sichtung dieses Machwerks schnell klar, dass hier nicht gerade Könner am Werk waren. Es handelt sich hier zwar bei "Deep Throat" um den bekanntesten, aber zugleich auch schlechtesten aller Pornofilmklassiker. Mit einem für die damalige Zeit für einen Pornofilm relativ hohem Budget von 25.000 $ (!), das angeblich aus Mafiakreisen stammte, wurde entsprechend professionell gedreht und erfolgreich vermarktet. Regisseur Gerard Damiano schrieb der damals noch unbekannten Linda Lovelace das Skript auf den Leib, da er von ihren deepthroating Fähigkeiten, den Penis weit in den Rachen zu nehmen, fasziniert war. Keine hat damals so gut geschluckt wie sie, was ihr sozusagen über Nacht einen riesigen Starruhm einbrachte.

    Der Gewinn, geschätzte 600 Millionen Dollar, den der Porno an den Kinokassen einspielte, floss zu großen Teilen an die Mafia zurück. Deep Throat trug dazu bei, dass es Mode wurde, Pornos im Kino zu sehen, um im Anschluss mit Freunden über das gesehene zu diskutieren. Der Sexfilm lockte zahlreiche Prominente in die Kinosäle, darunter Jackie Kennedy und Truman Capote. Die Entstehungsgeschichte des Films sorgte immer wieder für Rummel und lässt ihn bis heute in einem zweifelhaften Licht erscheinen. Ihr damaliger Ehemann, Chuck Traynor, soll Linda misshandelt haben. Mit vorgehaltener Waffe zwang er Linda zu einem Tierporno. Chuck „übte“ mit Linda, wie sie ihren Würgereflex unterdrücken kann, während sie einen ganzen Penis in den Mund nahm - ihre Schlüsselqualifikation in Deep Throat. Ihre Gage betrug 1.200 Dollar. Chuck kassierte das Geld. Während der Dreharbeiten zu Deep Throat wurde Linda von ihrem Mann so zusammengetreten, dass sie um Hilfe schrie. Die restliche Filmcrew hielt sich im Nebenzimmer auf, doch keiner eilte zur Hilfe. Erst am nächsten Tag, als Regisseur Damiano die blauen Flecken sah, sagte er etwas. Das Ganze wurde erst 1980 in Lindas selbst verfassten Memoiren "Ich packe aus" bekannt gemacht.

    Unterm Strich sieht man jedenfalls eine in knapp 10 Drehtagen gedrehte billige, historisch wichtige, doch bestenfalls amüsante Klamotte, die wenig sexy ist. Schauspielerische Qualität ist kurioserweise nur im Hals von Linda Lovelace vorhanden und auch Harry Reems, dem für seinen ersten Filmauftritt 5 Jahre Haft drohten, spielt zumindest lustig den Part des durchgeknallten Arztes. Dazu gibts noch funkig dargelegte Musik mit hölzernen Einschlag; die Pornoszenen sind ohne jeden Esprit und größtenteils dilettantisch. Von späteren Glanzwerken wie "The Devil in Miss Jones", "Memories Whitin Miss Aggie" und "The Satisfiers of Alpha Blue", die dem gelernte Pornoregisseur Gerard Damiano im Anschluß daran gelungen sind, ist man hier noch weit entfernt. Damiano selber äussert sich auch später fast nur negativ über seinen berühmtesten Film. Der Film wurde zum Politikum. Er spaltete die amerikanische Gesellschaft der Nixon-Ära und führte zur Auseinandersetzung mit moralischen Werten. Es ist verständlich, dass ein Film, bei dem es darum geht, dass die Hauptdarstellerin ihre Klitoris im Hals hat, für Wirbel sorgte. Zumal es damals noch einige US-Bundesstaaten gab, in denen Oralverkehr zwischen Eheleuten strafbar war. Richard Nixon ist ein vehementer Verteidiger konservativer Werte. Witziger Weise wurde jener Mann, der ihn auf Grund der Watergate Affäre von seinem Präsidentenamt  stürzte, von den Medien Deep Throat getauft.

    Was heute bis auf die Schluckkünste von Linda Lovelance recht zahm anmutet, hatte damals riesige soziale Sprengkraft, die sich im gesellschaftlichen Klima der 70er-Jahre voll entfalten konnte. Deep Throat bzw. das Thema Oralverkehr waren Tagesgespräch, und nachdem sogar die New York Times über den neuen PornChic berichtete, standen Menschen aus allen sozialen Schichten stundenlang schlange für eine Kinokarte an. Diverse Auseinandersetzungen mit der amerikanischen Justiz waren die Folge der Regierung unter Richard Nixon, die mit allen Mitteln versuchte, den Film zu verbieten. Man befindet sich am Höhepunkt des Golden Age of Porn. Hochambitionierte Regisseure wollten es Damiano nachmachen, aber keiner hat es bis jetzt jemals geschafft, filmisch in der Pornobranche den gleichen Ruhm wie Damiano einzustreifen.

    Fazit:
    Zur damaligen Zeit (die 70er) konnte man die Massen noch mit hardcore ins Kino locken. Der Film wirkt heute doch recht zahm. Mit einem mickrigen Budget von gerade mal 25.000$ kann man sich auch nicht mehr erwarten. Verwackelte Bilder, miese Beleuchtung, unterirdische Darsteller und Musik aus einem verstimmten Jahrmarkt-Leierkasten erledigen das übrige. Was bleibt, ist naiver 70er-Jahre Charme und eine alles schluckende Linda Lovelance.

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