Arnold, zum Schießen komisch
Arnold Schwarzenegger, steirisches Muskelgebirge im Dienste Hollywoods, hier in einer Heldenballade, die ihm auf seinen Kolossalleib geschneidert wurde. Als Killer in die Chicagoer Mafia eingeschleust, erklärt er seinem eigenen Paten den Krieg - Rachefeldzug für einen ermordeten Jungkollegen vom FBI. Daß er Mumm nicht nur in den Knochen, sondern den gleichnamigen Champagner in seinem Glas hat, unterscheidet ihn schon einmal wohltuend von seinem nur Isotonisches saufenden Kollegen Sylvester Stallone.
Was seine gewalttätige Heldenballade gängiger Konfektionsware an Brutal-Action weit voraus hat, ist des Österreichers martini-extratrockener Humor. Kostprobe gefällig?
Nach einer Prügelei greift ihn sich ein Polizist:
"Wie heißen Sie?"
"Joseph P. Brenner."
"Was hat das P. zu sagen?"
"Pussy."
Wenn er maschinenpistolenbepackt ein Gangsternest ausräuchert, läßt er Mick Jagger per Musikkassette nach "Satisfaction" plärren. Zum Schluß vollbringt dann Groß-Arnold noch schnell ein Lourdes-Wunder: Ein Lahmer geht. Das alles wirkt zum Schießen komisch. Aber geschossen wird sowieso genug. Und trotzdem hat man "Raw Deal" (Originaltitel) relativ schnell wieder vergessen - was nicht an der Action, und schon gar nicht an Schwarzenegger selbst liegt, denn die steirische Eiche macht sich als Undercover-Agent der gegen die Mafia kämpft, ganz gut.
Und wie gesagt stimmt auch die Action und erreicht zwar nicht die Ausmaße eines "Predator" oder "Phantom Kommando", aber ist dennoch unterhaltsam und nett anzusehen - und ist spätestens beim Schusswechsel während des Showdowns auf höchstem 80er Jahre Overkill-Level angelangt. Wenn, dann schwächelt der Film an der von gleich vier Drehbuchautoren servierten Story. Diese ist so dünn und vollgepfeffert mit Klischees, hanebüchenen Dialogen und republikanischer Ideologie im Regenbogenpresse-Format, das Kopfschütteln nur die einfachste Reaktionsweise darstellen kann.
Der Actioner ist auch ziemlich gealtert über die Jahre, besonders die erste Filmstunde ist unglaublich schleppend erzählt und bietet selbst Arnold-Fans nur ganz wenige Schau- oder Erzählwerte. Klar ist die Musik klassischer 80s-Style und wenn Arnold am Ende zu "Satisfaction" von den Stones im Cabrio anrollt, ist das cool ohne Ende, aber eben noch längst nicht genug für einen sehenswerten Film.
Fazit:
+ Schwarzenegger in Topform als Drehbuch-Möchtegern-Held
+ Robert Davi
+ Rolling Stones
+ knorke Oneliner
+ gefälliger, erdiger 80er-Soundtrack
+ angenehm brutale Schlägereien und jede Menge Fratzengeballer
+ Terex 33-09 & Michigan 475B
+ mit einer Hand steuern und mit der anderen per Shotgun auf 'nem Schrottplatz rumballern
+ "You should not drink and bake"
- relativ spannungsarm
- nervige Liebesbeziehung/Schauspielerin
- eine bei den Haaren herbeigezogene Handlung
- Schwarzenegger läuft den ganzen Film lang im Anzug rum