Wie der ätzende Speichel eines Insekts
Kein Fliegendreck. Ein reizender, freilich mehr ein brechreizender Horrorfilm. Nichts für Leute, die keiner Fliege was zuleide tun können. Denn ohne eine ordentliche Dosis seeleneigenes Vandal tut dir die Filmfliege was zuleide. Raffinierter Horror tropft langsam aber unaufhaltsam wie der ätzende Speichel dieses Insekts übers Zuschauergemüt und löst vielfaches Grauen aus.
Ein Höllengebräu, von David Cronenberg aus wirkungsvollen Zutaten angerührt: Viel wirkungsvoller jedenfalls als ein schlichtes Remake jenes naiven Gruselklassikers von 1958, mit dem es außer dem Namen nur noch die Grundidee gemeinsam hat. Zur Simplestory George Langelaans mischte Cronenberg die Schreckensvision der Ausweglosigkeit aus Kafkas "Verwandlung" - wo ein Mann als Käfer erwacht und an der wachsenden Lieblosigkeit seiner Umwelt zugrunde geht.
Dazu die unheimliche Kulisse heutiger Existenzängste aus den Folgen blind vorwärtsrasenden Forschungsdrangs. Dazu die unappetitlichen Details aus der Folterkammer der Maskenbildner, denen immer realistischere Horrorfratzen aus elektronikgesteuertem Latex gelingen. Und schließlich die wohldosierte Identifikationsmechanik einer rührenden Liebesgeschichte, in der auch Ironie und Humor Platz haben.
Womit dieser kräftig entstaubte Horror aus dem Hollywood-Fundus durchaus auch höheren Ansprüchen gerecht wird. Ein Horror, welcher aber ohne die klassischen Schocker-Elemente wie "Freitag, der 13." oder "Halloween" auskommt. "Und das ist für mich der entscheidende Punkt", meint David Cronenberg. "Ein Horrorfilm beschäftigt sich in meinen Augen mit dem Tod." Auch er beschäftigt sich viel mit dem Tod. "Das ist aber nicht unbedingt etwas Negatives", glaubt Cronenberg. "Denn das bringt einen dazu, mehr übers Leben nachzudenken."
"Mich hat ganz einfach die Idee gereizt, die dahintersteckt", erzählt der Regisseur über seinen Entschluß, ein Remake eines bereits existierenden Films zu machen. Obwohl er nicht daran glaubt, daß eine solche Teleportation möglich ist. "Ich bin im Zuge der Recherchen draufgekommen, daß für so eine Zerlegung in die einzelnen Moleküle, deren Übertragung und die Wiederzusammensetzung mehr Energie notwendig wäre, als es auf der ganzen Welt gibt. Zur Zeit zumindest."
Fazit: Eines der wenigen Remakes, die tatsächlich besser sind als das Original. Einerseits will man das die Brandelfliege stirbt, andererseits hat man doch noch einen Funken Mitleid. Man kann von David Cronenbergs Filmen halten, was man will, aber in jedem seiner Filme liefern die jeweiligen Schauspieler die wohl besten Leistungen ihrer Karrieren ab.