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Imperious

Kritik von Imperious

"Sam Wilson: Hey, Cap, how do we know the good guys from the bad guys? Steve Rogers: If they're shooting at you, they're bad." Ende vergangenen Jahres fuhren die Marvel Studios, oder vielmehr Produzent Kevin Feige als Hüter der Schlüssel des sogenannten „Marvel Cinematic Universe“, viel Lob ein, dass sie nicht nur das Wagnis eingegangen waren, mit den „Guardians of the Galaxy“ vornehmlich eher den hartgesotteneren Geeks bekannte Comichelden auf die große Leinwand zu bringen, sondern dieses Unterfangen obendrein noch dem ebenfalls bevorzugt abseits der Mainstream-Pfade agierenden James Gunn, der sich beispielsweise mit „Super – Shut up, Crime“, einer Parodie auf eben jenes Genre einen Namen machte, anzuvertrauen. Doch das Risiko, hier einen gar nicht mal so unwahrscheinlichen Flop zu landen, sollte sich mehr als auszahlen. Gunns „Guardians“ avancierten nicht nur im Handumdrehen zum erfolgreichsten Film des Jahres nach Michael Bays Effektorgie „Transfomers 4“, sondern eroberten darüber hinaus auch mit ihrem schrägen Charme als waschechte Anti-Helden im Sturm die Herzen der Zuschauer. Anders verhielt es sich da noch 2011. Um die Bühne für das ultimative Superhelden-G7 Gipfeltreffen in „Marvels The Avengers“ Stück für Stück (oder besser noch Film für Film) vorzubereiten, wurde es am Ende von „Phase 1“, wie Marvel den präzise ausgearbeiteten Schlachtplan nannte, schließlich notwendig, dass mit „Captain America“ das Urgestein der Comic-Welt seinen eigenen Film bekommen musste. Ein mitunter genauso heikles Unterfangen, galt der ursprünglich im Zuge von US-Propaganda während des Zweiten Weltkriegs entstandene Supersoldat selbst in Heimatgefilden als nicht unumstritten, geschweige denn in Europa, wo der Film in russischen Kinos prompt in „The First Avenger“ umgetauft werden musste, um überhaupt eine Chance an den Kinokassen zu haben. Auch wenn sich das stattliche Budget von 140 Millionen US-Dollar durchaus mit immerhin 176 Millionen Einspiel in den USA (weltweit gerade einmal 368 Mio.) einigermaßen rentierte, so war eigentliche Ergebnis gelinde gesagt doch eher ernüchternd. Routinier Joe Johnston inszenierte trotz einiger beachtlicher Schauwerte, welche das etwas andere Setting der 40er Jahre aber auch zwangsläufig mit sich brachte, die Entstehungsgeschichte des allerersten Avengers als überraschungsarmen Blockbuster von der Stange mit überdrehtem Edeltrashtouch, der mit seiner altbackenen Story kaum jemanden hinterm Ofen hervorgelockt haben dürfte und zudem neben einer völlig unterforderten Starriege Hauptdarsteller Chris Evans sowohl vor als auch nach seiner Verwandlung durchweg blass bleiben blieb. Keine allzu guten Voraussetzungen also für ein, nach den Vorstellungen von Marvel sogar mit gleich mindestens mehreren Nachfolgern gewürdigtes Sequel, auch wenn sich Evans im ersten Superhelden-Clash unter Joss Whedons Fuchtel in seiner Rolle deutlich wohler gefühlt und langsam in seine Rolle reingewachsen schien. Den zuvor überwiegend im TV- /Kömodienbereich (Ich, du und der Andere) aktiven Brüdern Joe und Anthony Russo fiel nun also die gegenüber dem mauen Vorgänger noch undankbarere Aufgabe zu, den antiquierten „Captain“ glaubhaft in unserer modernen Welt zu etablieren, dabei die losen Enden des ersten Teils sowie der ersten „Avengers“ Offensive aufzunehmen, ihm handlungstechnisch kaum eine Verschnaufpause bis zum nächsten großen Clash in „Avengers: Age of Ultron“ zu lassen und darüber hinaus dem Charakter, der bislang kaum mehr als eine wandelnde US-Flagge darstellte, deutlich mehr Profil zu verleihen. An dieser Stelle kann nun aber endlich einmal Entwarnung gegeben werden, denn den Big-Budget Neulingen gelingt mit „Captain America: The Winter Soldier“ (hierzulande nach russischem Vorbild schlicht „The Return of the First Avenger“ genannt) eine Fortsetzung, die den ersten Reinfall (beinahe) vergessen macht und liefern locker aus dem Handgelenk mal so eben den besten Beitrag zum MCU seit Jon Favereaus einst so leichtfüßig daherkommenden „Iron Man“. Mühelos schließt der Film an die Ereignisse nach dem "Supergau" in New York an. Steve Rogers hadert nach wie vor mit seiner Existenz in der Moderne, was zu Beginn schon mit einem Augenzwinkern honoriert wird, wenn Chris Evans beim Joggen am Washingtoner Lincoln Memorial bei einem heißen Musiktipp prompt den Notizblock zückt, auf dem er sich bereits bedeutende historische Ereignisse wie den Bau und Fall der Berliner Mauer, aber auch popkulturelle wie Star Wars/Trek“, oder den amerikanischen TV-Klassiker „I love Lucy“vermerkt hat. Die Russos befreien somit ihren Helden geschickt vom merkwürdig gestelzten Humor des Vorgängers, sowie der bleiernen Schwere des Weltkriegsszenarios und setzen dafür ihr Augenmerk auf eine völlig andere Art von Schauplatz. Wenn mit einem Mal die bereits in „Avengers“ immer unseriöser erscheinende Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. in den Fokus rückt, wagen die Russos und ihre Drehbuchautoren Christopher Marcus und Stephen McFeely (bei denen man kaum glauben mag, dass sie ebenfalls schon das hauchdünne Skript für den Erstling lieferten) tatsächlich einmal etwas Anderes. Sie inszenieren, offensichtlich am Polit-Spannungskino der 70er Jahre inspiriert, eine weitreichende Verschwörung in den Reihen jener Agency, die sich just gegen Rogers und Mitstreiterin Black Widow richtet und fortan Jagd auf beide macht. Damit nicht genug: Gleichzeitig taucht ein mysteriöser Attentäter auf, der nur als der „Winter Soldier“ bekannt ist und dem Captain ebenfalls ans Leder will. Abseits solcher Elemente, denen dann doch deutlich die Herkunft aus den Marvel-Heften anzumerken ist, könnte „The Return of the First Avenger“ in vielen Momenten beinahe als Spionagethriller der alten Schule durchgehen, was mit der Besetzung von Altstar Robert Redford in einer zentralen Schlüsselrolle umso stimmiger erscheint. Auch wenn es sich selbstverständlich immer noch um leicht konsumierbares Mainstream-Kino handelt, gönnt man den Figuren immer wieder mal kleinere Auszeiten, von denen sie sichtlich profitieren. Scarlett Johansson, die sich zum mittlerweile dritten Mal in das hautenge sexy Outfit zwängt, kann ihrer Black Widow endlich einmal ein wenig Tragweite geben, wodurch sie hier als mehr als nahezu gleichwertige Partnerin denn bloßes Eye-Candy überzeugen kann. Vor allem aber ist es hier Chris Evans, der mittlerweile in seinem schicken, modernisierten Aufzug nicht bloß physisch, sondern auch darstellerisch mehr Eindruck als bisher machen kann. Sein Steve Rogers scheint sich nach und nach mit den Gegebenheiten unserer Gegenwart anzufreunden und hat mit einigen netten Onelinern sogar manchmal die Lacher auf seiner Seite, wenn sie ihm einmal nicht von Sam Wilson (Anthony Mackie) der als „Falcon“ seinen Einstand für kommende Filme gibt, vorweggenommen werden. Trotz der ungewöhnlich quanti-wie qualitativen Dialoglastigkeit lassen es die zwei Brüder, wenn es dann mal kracht, auch richtig krachen. Dabei wirken die relativ am Anfang veranstaltete Autoverfolgungsjagd mit Samuel L. Jackson alias Nick Fury oder auch die Aufeinandertreffen mit dem geheimnisvollen „Winter Soldier“ direkt wie aus dem modernen Actionkosmos der „Bourne Trilogie“ (Captain America agiert sogar überwiegend in sehr ähnlicher Montur) oder dem „James Bond Reboot“ importiert. Wenn sie dafür auch fürs sichere „Tensionbuilding“ zur Handkamera inklusive dem berüchtigten Verwackel-Look und erhöhter Cut-Frequenz greifen, verlieren die teils famos choreographierten Kämpfe nichts von ihrer wohltuenden, rauen Dynamik, nie wird unübersichtlich wie beispielweise beim nahezu Übelkeit erregenden Schnittmassaker in Marc Forsters „Ein Quantum Trost“. Bei allem Lob zu den regelmäßigen Ausflügen in fast genrefremde Gefilde, die hier so kühn unternommen werden, fällt der Film aber auch immer wieder auf seine Sequel-Füße, denen die Ereignisse aus dem Vorgänger wie ein widerwillig mitgeschleifter Klotz am Bein hängen. Wenn dann plötzlich die tot geglaubte, dubiose Nazi-Unterabteilung „Hydra“ wieder spruchreif wird, scheint sich der Film nur ungern im Marvel-Universum angesiedelt wiederzufinden. Aber auch wenn versucht wird, selbst diese eher weit hergeholten Begebenheiten mit ein paar Seitenhieben aufs derzeitige Weltgeschehen, wie etwa auf die Risiken totaler globaler Vernetzung oder die jüngsten NSA-Skandale zu würzen, wirkt das weniger glücklich durchdacht oder subtil. Auch weiß man mit dem namensgebenden „Winter Soldier“ nicht wirklich viel außerhalb der Action anzufangen, was allerdings mehr aufs Konto der durchweg schwachen Charakterzeichnung des ersten Teils geht. Am Ende müssen sich aber auch frische Freigeister wie die Gebrüder Russo dem Konventions-Diktat eines großen Blockbusters geschlagen geben, wobei sie zwar durchaus aus dem Vollen ihrer Möglichkeiten schöpfen, letztlich aber nur recht vorhersehbares Spektakel abliefern können, dem auch die vorher so vorzüglich durchgehaltene Spannungskurve zusehends abhanden kommt. Fazit: „Internet, so helpful“, freut sich Steve Rogers alias „Captain America“ noch zu Beginn, während er sich bereits wenig später über die eindeutigen Schattenseiten im Klaren wird. Genau umgekehrt verhält es sich mit seinen zwei Leinwandausflügen. Wo der erste „Captain America“ noch einer absoluten Enttäuschung gleichkam, kann der Ur-Avenger sich nun neben den „Stars and Stripes“ auch einen 51. Fleißstern anpinnen, denn „The Return of the First Avenger“ erweist sich wider Erwarten unter der Regie von zwei vielversprechenden Newcomern als durchweg solide Fortsetzung, die zusätzlich auch ihre Daseinsberechtigung mit ein paar einschneidenden Ereignissen in Hinblick auf den anstehenden „Age of Ultron“ sowie den Stand-Alone Nachfolger "Civil War", welcher dann direkt in den großen " Avengers-Zweiteiler "Infinity War" überleiten wird (in beiden Fällen wurden die Russos bereits ebenalls unter Vertrag genommen) hat. „It looks like you're giving the orders now, Captain.“

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