{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Imperious

Kritik von Imperious

"Das soll ein Film über Liebe sein?!" Nicht wenige gaben sich mehr als irritiert bei dem, was Michael Haneke, der Vorzeige-Provokateur des österreichen Kinos, seinem Publikum unter dem schlichten Titel „Liebe“ da letztendlich vorsetzte. Denn Haneke blieb Haneke und richtete seinen gnadenlos analytischen Blick auf die Liebe, indem er von einem zunächst äußerlich, dann innerlich alternden Ehepaar erzählte und dabei schließlich auch nicht vor kontroversen Tabubrüchen wie aktiver Sterbehilfe zurückschreckte. Wenn aber nun Terrence Malick, schlicht DER große Poet des modernen Kinos, aber ebenso eigenwilliger Publikumsspalter, seine vor philosophischer Bildgewalt strotzenden Gedanken zu eben genau diesem Thema auf die Leinwand bannt, glaubt man schon nach dem eindrucksvollen Trailer zu wissen, was einen genau erwarten könnte. Während seinen zweiten Film „Days of Heaven“ und das Kriegsepos „The Thin Red Line“ stolze zwei Jahrzehnte voneinander trennt, in denen der öffentlichkeitsscheue Auteur förmlich fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden schien, erscheint einem dagegen nun „To the Wonder“ fast schon wie ein Schnellschuss, feierte doch sein wohl bahnbrechendstes, aber auch umstrittenstes Mammutprojekt "The Tree of Life" erst 2011 unter Applaus und Buhrufen seine Cannes-Premiere. Um die Berge an Material, die Malick bereits größtenteils schon während der Post-Produktion des Vorgängers mit verschiedenen Stars fabrizierte, überhaupt bewältigen zu können, engagierte man auch gleich dasselbe Cutter-Quintett. Wenn man sich im Vorfeld die Besetzungsliste der Projekts auf der Zunge zergehen lässt, kann einen schon mehr als Wehmut packen: U.a. Rachel Weisz, Michael Sheen, Amanda Peet, Barry Pepper und die bereits Malick-Erprobte Jessica Chastain, allesamt fielen sie der Schere gnadenlos zum Opfer, denn übrig blieben lediglich die Oscarpreisträger Ben Affleck und Javier Bardem, sowie Olga Kurylenko und Rachel McAdams. Damit bekommt man natürlich mehr oder weniger Weltstars vor die Kamera bzw. vors Mikrofon zum "Monologeinflüstern". Aber irgendwo bleibt der fahle Beigeschmack, dass mit "To the Wonder" ursprünglich ein weiteres Leinwandmonstrum, diesmal ein Episodenfilm (?), geplant war und wir uns nun mit einem auf einen einzigen Handlungsstrang eingedampften Etwas zufrieden geben müssen. Sofern man bei Malick überhaupt von "Handlung" sprechen kann oder das jemals konnte. Denn mit "To the Wonder" erreicht der unkonventionelle Antigeschichten-Erzähler schlicht eine neue Ebene des Anti-Geschichtenerzählens. Und das, obwohl es hier im Gegensatz zu "The Tree of Life" zumindest ein durchgängiges Story-Gerüst mit dauerhaft präsenten Darstellern gibt, das sich nicht mit dokuartigem Naturschauspiel abwechselt. Malicks sechste Regiearbeit ist nach Erschließen einer Neuen Welt und der erneuten Rückkehr in den Schoß der 50er/60er Jahre nun im Hier und Heute angekommen. Und so sieht man Affleck und Kurylenko als zwei sich mal Verliebenden, mal sich Entliebenden dabei zu, wie sie traumwandlerisch und buchstäblich von Luft und Liebe lebend durch die Weltgeschichte spazieren. Zunächst durch Le Mont-Saint-Michel auf der gleichnamigen Halbinsel an der Nordwestküste Frankreichs, Wattwanderung inklusive, später über die weiten Felder von Oklahoma. All das ist zwar wie gewohnt wunderschön anzusehen, die lubezkische Kameraführung wirkt lösgelöster denn je und nach wie vor ist es bemerkenswert, wie Malick und sein Stamm DP selbst zwischen scheinbar von Neonkälte durchfluteten Supermarktregalen so etwas wie eigene Ästhetik ausmachen können. Trotz dem fantastischen Handwerk schaffen es die Bilder aber nie, wirklich gefangen zu nehmen und wirken häufig eher wie ein überambitioniertes Urlaubsvideo mit gewollter Audiokommentar-Poesie. Ähnliches gilt für die typisch malickischen Naturaufnahmen von u.a. Wasser, Watt und Feld, die, zwar ebenfalls hervorragend fotografiert, gleichzeitig aber auch den starken Eindruck vermitteln, überschüssige Schnipsel vom Lebensbaum zu sein, die man so oder so ähnlich schon kennt. Abseits davon versucht Malick die Gefühle des Verliebens, des Entliebens, des Neuverliebens, des Neuentliebens und deren Kurzweil filmisch darstellen. Nach dem Rausch der ersten Begegnung erhält in jede Beziehung der Alltag Einzug und davon bleiben auch Marina (Kurylenko) und Neil (Affleck, dessen Rollenname aber nie fällt) nicht lange verschont. Problematisch wird es nur, wenn das Selbe auch mit dem Film als Solches passiert. Das mag durchaus so beabsichtigt sein, aber Malick zeigt den Alltag, wenn auch hier und da mit leisen sozialkritischen Untertönen, so wie er ist: Eben als Alltag. Dadurch nutzt sich dann selbst die sonst so berauschende Optik ab, weil die Kamera stets förmlich an den Schauspielern klebt, wobei Olga Kurylenko schon früh zur inoffiziellen Muse des Films gekürt wird. Unzählige Nahaufnahmen sind ihr allein vergönnt, während Ben Affleck oft mehr nur Rückenpartie als Gesicht präsentieren darf. Die Figuren, die in einem Malick-Film bislang kaum mehr als dauermono-und selten dialogisierende Edelstatisten waren, sind dann endgültig der größte Schwachpunkt. Fast unmöglich scheint es, hier auch nur ansatzweise eine Bindung aufzubauen. Auffällig ist zwar der Umstand, dass Malick ungewohnt freizügig mit Sex umgeht, trotzdem entwickeln Kurylenko (die dem Magerimage als Ex-Model alle Ehre macht) und Affleck bei aller Trunkenheit der Emotionen einfach keine gesunde Chemie, die einen möglicherweise noch mitfiebern ließe. So aber sind einem die "Ups and Downs" der beiden ach so Verliebt-Verlobt-Verheirateten letztlich vollkommen egal und die ewige Rumtollerei scheint oftmals schon sehr nah an der Grenze zur blanken Selbstparodie angelangt. Javier Bardems glaubens- und glücksfahndender Priester offenbart da schon mehr Potenzial, was aber nie wirklich genutzt wird. Am schlimmsten aber trifft es Rachel McAdams, die als von einer Büffelherde umringte,wiederentdeckte Jugendliebe zwar bezaubern, aber auch einfach auf dem Schneidetisch übersehen worden sein könnte. Genauso wie rund 1/3 der Laufzeit des 113 Minuten langen Films, der damit nicht Malicks längstes, wohl aber langatmigstes Werk bislang ist, was sogar die eingestandenen Anhänger vor eine nervenzehrende Herausforderung stellen dürfte. Fazit:"To the Wonder" kommt weniger als Leinwandwunder, sondern vielmehr wie das uninspirierte, hastige Entzünden einer noch übrig gebliebenen Wunderkerze vom überwältigenden "Tree of Life" Existenz-Feuerwerk daher. Optisch ein tolles Schauspiel, aber ohne nachhaltige Strahlkraft schnell erloschen, belanglos und vergessen.

Wird geladen...