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Jonny

Kritik von Jonny

„Aufgabe von Kunst heute ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen.“ Theodor W. Adorno "Spring Breakers" ist so viel mehr als ein Arsch und Titten Partyfilm, soviel mehr als eine Ansammlung von Exzessen, soviel mehr als ein audiovisueller Drogenrausch. Und doch vereint er diese Elemente. Er verdichtet sie. Konzentriert sie zu einem Laserstrahl und brennt diesen glühend heiß in die Augen des Zuschauers. Der Strahl brennt sich bis ins Gehirn. Viel zu gerne möchte man da das Hirn abstellen, einfach Abfeiern. Aber ganz ehrlich, Abfeiern ist spätestens nach den ersten paar Sekunden nicht mehr möglich. Ohne sich Gedanken drüber zu machen, wird man ratlos zurückgelassen. Der Film ist auch auf keinen Fall der von manchen Leuten erhoffte Softporno. Ohne darüber nachzudenken wäre er einfach nur unverständlich, seltsam und erdrückend.(Gut, erdrückend ist er so oder so) Zuviele Kontraste und Gegensätze werden hier von Korine heraufbeschworen, als dass man irgendeine Zielgruppe in die Sessel drücken könnte. Meine Fresse, was hier allein für eine kranke Geschichte erzählt wird. Man könnte sie so kurz zusammenfassen und doch so schlecht beschreiben. Es ist ein filmisches Erlebnis. Unvergleichlich. Im Großen und Ganzen kann man den Film trotz seiner unzähligen anderen Aspekte als riesengroße Party bezeichnen. Das Beeindruckende und gleichzeitig Abstoßende ist, dass sie einfach nie enden will. Egal was passiert, was die Handlung einem für Steine in den Weg wirft. Die Party läuft weiter und weiter. Das merkt man schon an dem genialen und verstörenden Editing. Keine einzige Szene scheint abgeschlossen. Gelegentlich läuft der Ton im Off weiter. Fast immer laufen mehrere Szenen im Jetzt und in naher Zukunft oder Vergangenheit gleichzeitig ab. Manche Informationen werden aufgespart und an anderer Stelle wieder aufgegriffen. Wenn mal eine Sequenz abgeschlossen ist, dann wird sie sicher irgendwann wiederholt. Man ist wie unter Alkoholeinfluss dauernd in einem seltsamen Zustand des Vergessens, der Erinnerung und der Planung. Beinahe verwechselt man die Zeit, in der man sich befindet mit irgendwas anderem. Dieses Rauscherleben nimmt keinerlei Rücksicht auf die Geschehnisse des Films. Werden die Hauptfiguren verhaftet, weisen höchstens Handschellen und Polizisten auf diese Tatsache hin. Die hundskranke Inszenierung macht weiter und weiter. So steht es auch mit unseren Protagonisten. In ihren Köpfen verlassen sie nie die Orte die sie besuchen, die Partys die sie feiern und die Erlebnisse, die sie machen. Sie wollen weg von der Vergangenheit, nur noch in die Zukunft blicken. Sie reden sich ein, alles wird besser. Und sie hören nicht auf. es wird zu einer Sucht, einem Drang nach mehr. Immer weiter machen, auf der Suche nach dem Kick. Eigentlich auch nur auf der Suche nach Freiheit. Eine Flucht vor dem Alltag im Hörsaal, in der Kirche, in der Schule, in den Reihenhäusern. Ob es wirklich besser ist, da wo sie jetzt sind? Mitnichten! Aber sie fühlen sich gut und darauf kommt es in diesem Moment an. Dieses Leben im Moment treibt sie stetig voran, in diesen glitzernden Morast der Geilheit. In diese stinkende Einöde, verpackt mit diamantbesetztem Blattgold. Die zweite Filmhälfte hat mich beängstigt, mir wahrlich den Schweiß ins Gesicht getrieben. Ich weiß nicht, ob es an der so starken Konzentration auf die verzerrte Perspektive der Protagonisten lag. Aber es sind schon die Ausmaße eines Horrorfilms, die mich hier kläglich versuchten, aus dem elenden Rausch herauszureißen. "Spring Breakers" handelt von dummen Menschen. Von lieben und bösen Menschen. Auch von Menschen, die jenseits dieser Begriffe leben. Der Film zerschmettert den American Dream in lauter Scherben, die uns gefühlsmäßig die Kehle aufschlitzen. Von dem gleißenden Neon und den mit Alkohol begossenen Körpern bleibt am Ende nichts als blutige Leere zurück. Ob man "Spring Breakers" als emotionale, fiebertraumartige Achterbahnfahrt oder als selbstkreierten Gesellschaftskinnhaken sieht sei jedem selbst überlassen. Ich würde den Film in beiden Bereichen als einzigartig beschreiben. Für mich ist er Beides. Alles und Nichts. Ein gewagtes Stück Kunst. Ein selbstreflektierendes Meisterwerk.

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