"You either die a hero or you live long enough to see yourself become the villain."
"The Dark Knight" ist ein so gewaltiges und durchdachtes Werk, dass die grandios reflektierte Gesellschaft gar nicht unbedingt durch Referenzen dargestellt wird, sondern völlig eigenständig bleibt. Ja, der Film zitiert sich schon beinahe selber und Nolan erschafft damit seinen ganz eigenen Kosmos, der unfassbar lebhaft wirkt.
Ich werde mich wohl noch mein ganzes Leben an die umwerfende Einführung in dieses Meisterwerk erinnern. Wie man hier mit inszenatorischer Perfektion in die Handlung geschmissen wird. Wie sich hier Wally Pfisters undurchschaubare Kameraführung, die pointierten Schnitte und Hans Zimmers bombastische Score die Hand geben, um dann schließlich eine der bemerkenswertesten Charaktere der Filmgeschichte einzuführen, das ist makellos.
Heath Ledger hängt man schon nach dem ersten Satz an den Lippen. Man ertappt sich nach kurzer Zeit dabei, schon beinahe mit diesem kranken Psychopathen zu sympathisieren, während einem schon wieder ängstliche Schauer über den Rücken laufen, was er den als nächstes für eine Grausamkeit ausheckt. Man schwebt in einem schizophrenen Zustand zwischen Faszination, Angst und Hass. Heath Ledger spielt diese einnehmende Persöhnlichkeit so tiefgehend, dass er sie schon beinahe lebt. Jede kleine Einzelheit in der Mimik, im Gebaren und in der Art zu reden ist aus einem Guss. Es gehört zum schauspielerisch beeindruckendsten, was ich je bestaunen durfte.
Es ist unglaublich, was für eine gnadenlos düstere Atmosphäre sich um den dunklen Ritter schließt, während der Joker Gotham nach und nach für sich vereinnahmt. Und es ist unglaublich, in was für ein in sich realistisches Gewand Nolan diese Geschichte packt. Die Actionszenen sind handgemacht und dreckig, ohne dabei in ein Blutbad auszuarten. Die Technik bleibt immer im Rahmen des Vorstellbaren und die wirklich krassen Dinge geschehen im zwischenmenschlichen Teil dieser epischen Erzählung.
Zum ersten Mal sieht man einen wirklichen Diskurs über Gut und Böse im Blockbusterkino. Klar ist, dass es kein Gut und Böse gibt. Aber doch setzt man sich immer wieder mit dem Gedanken auseinander, wie man am menschenfreundlichsten handeln kann. Wie man den meisten Gutes tut, oder besser gesagt, wie man den wenigsten schadet.
Nach Stunden ernster Handlung, gewitzten Dialogen, mitreißenden Kämpfen, purem Wahnsinn und (man glaubt es kaum) einer Prise Humor ist das Ende wohl der zufriedenstellendste Schlag in die Fresse, den sich ein Liebhaber von gutem Storytelling vorstellen kann.
Die Tatsache, dass die Bosheit noch in ihrer scheinbaren Niederlage obsiegt, allein durch das Genie eines Wahnsinnigen, das ist ein schmerzlicher Gedanke. Und das Batman all dem Schmerz noch etwas Gutes entlocken kann, indem er sich selber zum Gejagten macht, das macht ihn zum Helden. Nolan weiß, wie man eine solche Erzählung, einen solchen innerlichen Aufstieg auf die Leinwand bringt.
Dieser Moment, dieser glorreiche Moment, ich glaube so schön und düster hat noch niemand das Heldentum präsentiert. So hart und doch so bewundernswert. Wenn dann Batman vor seinen Verfolgern flieht und nur der ein oder andere rauschende Ton und ein paar Trommelschläge das Main Theme einläuten, da habe ich wirklich bei jeder Sichtung noch durchgängige Gänsehaut.
Danke für dieses umwerfende Stück Filmkunst, dass wirklich in allen Belangen perfekt ist.
"Why's he running dad?"
"Because we have to chase him."
"He didn't do anything wrong."
"Because he's the hero Gotham deserves, but not the one it needs right now. So we'll hunt him. Because he can take it. Because he's not our hero. He's a silent guardian. A watchful protector. A Dark Knight."