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JuliaWo123

Kritik von JuliaWo123

Gesehen: Juni, 2018

Es ist Juli. Aber der Film des Jahres steht schon fest. Und er trägt einen simplen Namen: 303. Dieser Film von Hans Weingartner ist ohne Übertreibung alles: Er ist der Soundtrack dieses Sommers und sämtlicher Sommer, die wir schon erlebt haben. Er ist der Pulsschlag (mindestens) zweier Generationen. Er ist die lebensphilosophische Debatte, die direkt in die Venen schießt und - na klar - ans Herz geht. Roadmovie - so nennen das kategorienverliebte Menschen wohl, was da heute als Premiere in Leipzig gelaufen ist. Oder Liebesfilm. Aber nur weil zwei 24jährige sich auf einer Fahrt von Berlin nach Portugal über Köln, Belgien, Frankreich in einem Wohnmobil unendlich schön langsam näherkommen, trifft das doch nur einen Bruchteil dieses - Achtung unverstellter Pathos - filmischen Meisterwerks. Hier agieren zwei junge Menschen so unverkrampft und unbefangen (hervorragend verkörpert durch Mala Emde und Anton Spieker) vor der Kulisse uns so vertrauter Lebensfragen(Kooperation oder Konkurrenz? Mono- oder Polygamie? Drogen oder den nervenden inneren Kommentator anders überlisten? Weiter hoffen und kämpfen oder resignieren? Abtreiben oder Eltern sein? Angst oder Liebe? ... ), dass es einem mit jeder Minute wärmer ums Herz wird. Man entwickelt in diesem Film ungelogen Gefühle des Sichzuhausefühlens, während man immer mehr der Meinung ist, dass Jule, die Hauptprotagonistin die schönste zerbrechliche Frau der Welt sein muss und dass das grenzoffene und bereisbare Europa eine verdammt feine Sache ist ( ...war?)Wenn man am Ende des Filmes in einem portugiesischen Dörfchen mitten in der Nacht auf der laternenbeschienenen einsamen Straße steht und mit dem jungen Jan auf die Rückkehr des Wohnmobils samt Frau hofft, dann ist man mittendrin und selbst dabei. Dieses südliche Flirren - auf einem einsamen Marktplatz und in den einsamen Herzkammern - das hat man selbst schon ertastet. Und nicht nur das. Alles andere auch. Es ist ein großer cineastischer Trost, dass es Menschen gibt, die die Welt, die doch gar nicht so furchtbar einfach geworden ist, mit einem ähnlichen Blick wahrnehmen wie man selbst. Aber es ist nicht ausschließlich Trost. Es ist Gewissheit, dass Zuversicht Sinn hat. 303. Ab dem 19. Juli 2018 in den deutschen Kinos. Für Väter über 50 mit ihren Abituriententöchtern. Für Wohnmobilisten. Für Meer-Enthusiasten. Für Studierende und Studenten. Für Mutti und Vati. Ach, Quatsch: Für alle. Wirklich für alle.

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