In diesen Tagen wird viel über die Rettung der Welt gesprochen. Klimaneutral und dennoch den Ansprüchen genügend soll alles sein. Dabei soll man natürlich immer noch schnell von A nach B kommen, soll auch weiterhin 200 auf der Autobahn fahren dürfen und achja, viel mehr Geld für Fleisch will man eigentlich auch nicht ausgeben. Für die Verantwortlichen in der Politik – und das muss man als Konsument einfach mal zugeben – wahrlich keine einfache Aufgabe. Doch es gibt vermutlich einen Mann auf dieser Welt, der diesen Job gerne gemacht hätte: J.J. Abrams. Denn seine Aufgabe erwies sich wohl als noch schwerer: Mit dem neunten und abschließenden Teil der neuen Star Wars-Trilogie The Rise Of Skywalker musste er den verhunzten achten Teil der Reihe wieder irgendwie gerade biegen. Ob ihm das gelungen ist?
Was haben wir nach dem achten Teil The Force Awakens geschimpft. Slapstick-Humor, herumfliegende superheledenähnliche Hauptfiguren, eine respektlose Behandlung all dessen, was uns Star Wars gelehrt hat. Selbst Episode 1 bis 3 erschienen nach dem achten Teil in einem ganz anderen Licht – wiesen sie zumindest noch den nötigen Respekt gegenüber der unantastbaren alten Trilogie auf. Und auch Episode 7 – ebenfalls unter Abrams Regie – machte eigentlich vieles richtig, wenn auch der Mut hier und da fehlte. Doch eben dieser Mut (wenn man ihn denn so nennen kann) wurde in The Last Jedi bestraft. Regisseur Rian Johnson fiel kräftig auf die Schnauze und musste dafür vernichtenden Kritiken einstecken. JJ Abrams musste mit Episode 9: The Rise Of Skywalker nun also einige krude Geschehnisse aus dem vorangegangenen Teil wieder in Ordnung bringen. Und ja, soviel sei vorab gesagt, echte Fans dürften am Ende zumindest wieder neutral gestimmt sein.
Der Widerstand steht vor der nächsten großen Bedrohung. Kylo Rens (Adam Driver) Truppen machen nun Ernst und erhöhen ihre Angriffe gegen die mutigen Rebellen, die sich unter der Führung von Generalin Leia (Carrie Fisher) jedoch als ziemlich zäh erweisen. Die Hoffnungen ruhen dabei allen voran auf Rey (Daisy Ridley), der letzten Jedi. Sie hat ihr Training zwar noch nicht abgeschlossen, muss nun aber mit ihren Freunden Finn (John Boyega), Poe (Oscar Isaac), Chewbacca (Joonas Suotamo) und C-3PO (Anthony Daniels) auf eine Mission, die den Kampf zwischen Jedi und Sith endgültig entscheiden könnte.
Fast schon ein ganzes Raumschiff offener Fragen schwebte nach Ende der achten Episode durch die fernen Galaxien. Wer sind Rays Eltern? Woher hat Ray ihre Kräfte? Wer ist für die Verbindung zwischen Kylo und Rey verantwortlich? Da JJ Abrams offenbar Probleme damit hat, Fragen zu beantworten (siehe LOST), war die Skepsis vor dem Abschlussteil groß. Doch: Chapeau, Herr Abrams! The Rise Of Skywalker hat wirklich viele Antworten parat und bleibt dabei sogar noch relativ geschmeidig. So schließt sich zumindest erzählerisch ein Kreis und man darf sich durchaus kopfnickend den Abspann anschauen. Wie schon im siebten Teil, verzichtet Abrams auf ganz große Knalleffekte und spult die Nummer sicher herunter. Das mag zwar nicht der Anspruch vieler Hardcore-Fans sein und ist natürlich noch weit weg von hervorragenden Kino – dennoch kann man die dritte Trilogie am Ende versöhnlich schließen.
Auch inszenatorisch bewegt sich Abrams zudem auf einem wirklich hohen Level. Nach dem Katastrophen-Ausflug in die Casino-Stadt Canto Bight in Episode 8, besinnt sich Abrams im neuesten Teil wieder auf Altbewährtes. Der Ausflug auf den Wüstenplanet Pasaana zum Beispiel, erinnert wieder an gutgemachtes Kino-Handwerk. Detailreich und bunt wird hier ein Fest gefeiert – ohne dabei auf große Effektfeuerwerke zu setzen. Ja, so möchte ich Star Wars-Planeten sehen. An jeder Ecke lauern kleine Tierchen und neue Figuren. Mein persönlicher Held des Films ist ganz klar Babu Frik – ein Spezialist für diversen Technikkram und das, was man heute wohl als Hacker bezeichnen würde.
Aber auch die alten Figuren werden selbstverständlich nicht außer Acht gelassen – und letztlich ist es genau diese Chemie zwischen ihnen, die den Reiz am Ende ausmachen. Wenn C-3PO seine nervtötenden aber so liebevollen Sprüche von sich gibt, wenn Chewie seinen Gefühlen volen Lauf lässt und wenn der ein oder andere “Überraschungsgast” auf der Leinwand auftaucht – dann ist das natürlich irgendwie Fan-Service, aber es ist halt auch einfach schön. Und auch die neue Garde rund um Rey, Finn und Poe macht ihre Sache wirklich mehr als gut und wird im Kopf bleiben. Auch wenn Rey für meinen Geschmack zu oft ihr eigenes Ding durchzieht und dadurch nicht nur sich, sondern auch die Gruppe gefährdet. Ein Lob (mal wieder) auch an Adam Driver alias Kylo Ren, der seine innere Zerissenheit schauspielerisch mal wieder hervorragend umsetzt und dahingehend das Higlight des Films ist.
Doch natürlich ist auch nicht alles Gold was glänzt. Zu sehr erinnern die neuen Star Wars-Filme dann doch an den Marvel-Brei, der die letzten Jahre das Kino bestimmt. Das mag mehr der Zeit, als wirklich dem Film geschuldet zu sein – dennoch ist auch im neunten Teil klar: Gäbe es einzelne Versatzstücke nicht, könnte dies auch ein Nullachtfünfzehn-Science-Fiction-Film sein. Aber gut, dafür kann eigentlich nur der Konsument was, denn seine Sehgewohnheiten bestimmen den Markt. Wenn irgendwelche Zaubersteine gesucht werden oder wir uns in (mehr als ordentlichten) Weltraumschlachten befinden, könnte man auch auf Pause drücken und man wüsste nicht, ob man gerade einen neuen Harry Potter– oder Iron Man-Film sieht. Aber auch hier gilt: Das ist Jamemrn auf ganz hohem Niveau. Wie schwer es heute für solche Franchise-Filme noch ist, sich von dieser (leider ja doch unterhaltsamen) Einheitssuppe abzusetzen, ist ein offenes Geheimnis. Ausreißer wie in Blade Runner 2049 oder Mad Max: Fury Road bleiben wohl die Ausnahme.
Und trotzdem: The Rise Of Skywalker darf am Ende als gelungen angesehen werden. Vielleicht sogar als der beste Star Wars-Film nach der alten Trilogie. Auch wenn hier und da mal wieder auf Nummer sicher gespielt wurde und Andeutungen eben nur Andeutungen blieben, kann sich JJ Abrams jetzt wieder dem Klimawandel widmen. Bitteschön!