Action-Veteran Sylvester Stallone zeigte in mit „The Expendables 1 & 2“, wie gut Altstars alles in Schutt und Asche legen können. Das war bei den Rentnerspionen in „R.E.D.“ nicht anders. Nun startet Teil 2 der Agenten-Action-Komödie in den Kinos und will ebenso hart, ulkig und actionreich sein, wie sein Vorgänger. Doch können Bruce Willis und seine Kollegen in der Fortsetzung ihren Stern weiter hochhalten, oder muss der Streifen in den düsteren Kellern des Altenheimes eingemottet werden?
R.E.D. steht für Retired. Extremely Dangerous (also „In Ruhestand aber extrem Gefährlich) und das sind unsere rüstigen Rentner in der Tat. Schon in Teil eins haben uns Bruce Willis und Co. bewiesen, dass sie auch im Alter immer noch in der Lage sind, ordentlich Gas zu geben. Unter der Regie des deutschen Robert Schwentke avancierte sich „R.E.D“ schnell zum Publikumsliebling. Bei „R.E.D. 2“ wurde nun die Regie abgegeben und an den relativ unbekannten Dean Parisot (Galaxy Quest) weitergegeben.
Während Teil eins noch auf einer tatsächlich existierenden Graphic Novell basierte, gab es eine solche Vorlage für Teil zwei nicht mehr. Ein Originaldrehbuch musste her, das sowohl die liebgewonnenen Charaktere aus „R.E.D.“ zurückbringen sollte als auch neue Helden und Bösewichter zu etablieren hatte. Und eine knallige Geschichte musste her. Und die Geschichte in Teil zwei ist tatsächlich größer. Es geht wesentlich globaler zur Sache. Für unsere Rentner geht es fast um den kompletten Globus. In James Bond Manier hetzen sie von Stadt zu Stadt, nur um weitere Hinweise auf „Nightshade“ zu finden.
Storytechnisch macht „R.E.D. 2“ lange Zeit alles richtig. Das Drehbuch erweist sich zunächst als MacGuffin-getriebene (Gegenstände in Filmen, womit die Story stark vorangetrieben werden) Agentenmär, die gekonnt und mittels cooler Comicüberblendungen internationale Schauplätze einbindet und ein angenehm hohes Tempo anschlägt. Zu keiner Zeit wird dem Zuschauer langweilig. Doch mit zunehmender Laufzeit verliert die Story ihren roten Faden und vor allem gegen Ende meint man es mit dem Twist wahrlich zu gut. Vor allem die Wendungen um den Charakter von Anthony Hopkins stürmen in einem solchen Tempo und ohne Vorwarnung auf den Zuschauer ein, dass man irgendwann in Bezug auf diesen Charakter gar nicht mehr durchblickt. Der Beweggrund ist nicht eindeutig zu erkennen. Darüber hinaus werden andere Figuren in ihrer Wertigkeit plötzlich total herabgestuft und wirken wie billige Handlanger.
Kurzum: Gegen Ende wird „R.E.D. 2“ fahrig und biegt sich seine Charaktere so hin, wie es in dem jeweiligen Augenblick gerade passt. Dabei entstehen neben charakterlichen Logikproblemen auch noch gravierende allgemeine Logiklöcher.
Erstaunlich schwer tut sich das Drehbuch auch bei den Charakteren selbst. Während Frank, Marvin und Sarah noch erstaunlich gut funktionieren, braucht „R.E.D. 2“ Ewigkeiten, um Victoria (Helen Mirren / vielleicht sogar der heimliche Star des Filmes) in den Handlungsverlauf einzubringen und Ivan (Brain Cox) kommt leider nicht über einen viel zu kurzen Gastauftritt hinaus, welcher schon fast als Cameoauftritt bezeichnet werden kann. Die Showrunner sind Marvin und Frank, die „R.E.D. 2“ nach Belieben beherrschen und nicht einmal Sarah so richtig zum Zug kommen lassen. Anthony Hopkins ist als Edward Bailey zwar unfassbar spielfreudig, kommt gegen die miese Zeichnung seiner Figur aber nicht an. Catherine Zeta-Jones hat die undankbare Rolle der russischen Agentin Katja abbekommen, mit der im Film irgendwie niemand etwas anfangen kann. Sie dient lediglich als Katalysator für die Eifersucht von Sarah. Zwar führt dies zu ein paar guten Lachern, doch eigentlich hätte man die Rolle auch getrost aus dem Drehbuch streichen können. Scheinbar wusste Catherine dies schon vorab und spielt die Rolle daher auch sehr lustlos. Mit Wucht kommt dagegen Byung-hun Lee im „R.E.D.“ Franchise an, da er vor allem in den actionreichen Momenten des Filmes auftaucht. Dass das Drehbuch aber nicht weiß, was es zu dieser Figur erzählen soll, fällt schon sehr früh auf. Daher werden seine Beweggründe zum Schluss nicht genügend beleuchtet um diese nachzuvollziehen können und wirken daher ziemlich deplatziert.
Dies klingt bisher nicht berauschend, doch wollte Dean Parisot bestimmt keinen Oscar für das beste Drehbuch erhalten. Er legt mehr Wert auf den Humor und die Action. Der Humor ist im Vergleich zum ersten Teil derweil deutlich offensiver geworden. Die feine Ironie des Vorgängers wurde dafür deutlich zurückgeschraubt. Dennoch wirkt der Film dadurch nicht platter oder lauter. Vielmehr sitzen erstaunlich viele der Pointen genau da, wo sie hingehören. Auch die Parodie der Hauptdarsteller auf ihre eigenen Filme passt sich dem Film sehr gut an. Auffallend sind die Hauptthemen des Humors. Während in Teil eins noch die meisten Gags auf das Alter der Hauptprotagonisten gelegt worden ist, wird in Teil zwei eher auf die Beziehung zwischen Frank und Sarah eingegangen. Hier entstehen durch Missverständnisse und Situationskomik einige Lacher.
In Sachen Action passiert hier so einiges. Gerade die ersten 30 Minuten des Filmes wirken wie ein Lehrvideo im Bereich „Kreatives Töten“. Wenn sich Bruce Willis gegen ein Dutzend Soldaten ohne Waffen verteidigen muss, geht dem Actionfan das Herz auf. Selbst ein Origami-Schwan kann als Mordinstrument genutzt werden. Doch im späteren Verlauf des Filmes regieren wieder die „normalen“ Schusswaffen und „R.E.D. 2“ legt nochmal ordentlich an Druck zu. Da wird ein gesamter Straßenzug mit einer Minigun in Schutt und Asche geschossen, mehrere Verfolgungsjagden mit coolem Waffenposing werden eingestreut und die guten alten Faustkämpfe werden auch nicht außer Acht gelassen. Hier ist äußerst positiv anzumerken, dass bei „R.E.D. 2“ diese Kämpfe gut choreographiert sind und auf den Einsatz der oft verhassten Wackelkamera verzichtet worden ist. Zwar ist es schwer vorstellbar, dass die Rentner zu diesen Aktionen noch in der Lage sind, aber dies kann der „geeignete“ Zuschauer ausblenden.
Leider sind die "Spektakelszenen" nicht so gut geraten wie die normalen Schießereien oder Prügeleien. Gerade bei den Effektszenen wie dem Helikopterabsturz oder dem LKW Unfall sieht man eindeutig die CGI Effekte. Hier hätte man bei der heutigen Technik weitaus mehr rausholen können. Da die „billigen“ Effekte aber nur zwei- bis dreimal auftauchen, kann man über diese noch hinweg sehen.
Fazit:
Man kann an dieser Stelle „R.E.D. 2“ kaputt reden. Es gibt viele Logiklöcher und die Charaktere sind nur in den seltensten Fällen richtig gut ausgearbeitet. Doch „R.E.D. 2“ will scheinbar auch keinen Wert drauf legen, sondern legt das Hauptaugenmerk auf andere Dinge. Und das gelingt ihm ganz gut. Das liegt zum einen an den hervorragend aufgelegten Darstellern, dem trotz allem erstaunlich gut funktionierendem Humor, dem hohen Tempo, der deutlich spektakuläreren Action und der nach wie vor tollen Chemie zwischen den bereits etablierten Figuren. Gerade das Gespann Willis / Malkovich bzw. Frank / Marvin hält den Film beinahe im Alleingang am Laufen und beschert ihm diverse humorige Momente. Alles in allem eine gelungene Fortsetzung, die dem Original aber nicht ganz das Wasser reichen kann.