Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street (Originaltitel: Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street) ist ein Musical-Film von Tim Burton aus dem Jahr 2007, basierend auf dem gleichnamigen Musical von Stephen Sondheim und Hugh Wheeler. Im Folgenden findest du eine umfangreiche Analyse des Films, die sich auf die wichtigsten Aspekte konzentriert:
1. Inhalt und Handlung
Der Film erzählt die Geschichte von Benjamin Barker, der nach 15 Jahren unschuldig verbannter Haft als Sweeney Todd nach London zurückkehrt. Er sinnt auf Rache an Richter Turpin, der ihn einst aus Eifersucht verurteilte, um seine Frau Lucy zu bekommen. Todd eröffnet einen Barbershop über dem Pastetenladen von Mrs. Lovett. Gemeinsam entwickeln sie einen makabren Plan: Todd tötet seine Kunden, und Mrs. Lovett verarbeitet die Leichen zu Fleischpasteten.
2. Themen und Motive
Rache und Gerechtigkeit: Das zentrale Motiv ist Todds unstillbarer Rachedurst, der ihn schließlich selbst zerstört. Die Frage nach Gerechtigkeit und deren Pervertierung zieht sich durch den gesamten Film.
Moral und Menschlichkeit: Die Figuren bewegen sich in einem moralischen Graubereich. Besonders Mrs. Lovett zeigt, wie leicht sich Menschen von Skrupellosigkeit leiten lassen.
Gesellschaftskritik: Der Film zeichnet ein düsteres Bild des viktorianischen Londons, geprägt von Armut, Korruption und sozialer Kälte.
Liebe und Obsession: Todds Liebe zu seiner Frau und Mrs. Lovetts unerwiderte Liebe zu Todd sind zentrale Antriebskräfte.
3. Charakteranalyse
Sweeney Todd/Benjamin Barker: Ein tragischer Antiheld, dessen Menschlichkeit durch Rache und Schmerz zerstört wird. Seine Entwicklung vom liebenden Ehemann zum rachsüchtigen Mörder steht im Mittelpunkt.
Mrs. Lovett: Sie ist pragmatisch, skrupellos und von Todd besessen. Ihr schwarzer Humor und ihre Geschäftstüchtigkeit machen sie zu einer der interessantesten Figuren.
Richter Turpin: Der Antagonist, Symbol für Machtmissbrauch und Korruption.
Toby: Mrs. Lovetts Gehilfe, der als einziger eine gewisse Unschuld bewahrt.
4. Inszenierung und Stil
Regie: Tim Burton inszeniert den Film in seinem typischen Gothic-Stil: düstere Farben, expressionistische Sets und eine morbide Atmosphäre.
Musik: Die Musik von Stephen Sondheim ist integraler Bestandteil. Die Lieder sind oft ironisch und kontrastieren mit der düsteren Handlung.
Kamera und Schnitt: Die Bildsprache ist geprägt von starken Kontrasten, engen Räumen und ungewöhnlichen Perspektiven, die die klaustrophobische Stimmung verstärken.
Kostüme und Maske: Die Kostüme unterstreichen die soziale Kälte und den Verfall der Figuren.
5. Symbolik
Blut: Symbolisiert Todds Rache und die allgegenwärtige Gewalt.
Pasteten: Stehen für Kannibalismus, aber auch für die Verschleierung von Schuld und Sünde.
Barbershop: Ein Ort der Reinigung wird zum Ort des Todes.
6. Gesellschaftlicher Kontext
Der Film spielt im viktorianischen London, einer Zeit großer sozialer Ungleichheit. Die Geschichte kann als Allegorie auf die Ausbeutung und Entmenschlichung der unteren Schichten gelesen werden
7. Rezeption und Bedeutung
Der Film wurde von Kritikern für seine visuelle Gestaltung, die Musik und die schauspielerischen Leistungen (insbesondere von Johnny Depp und Helena Bonham Carter) gelobt. Er gewann u.a. den Golden Globe für den besten Film (Komödie/Musical) und Johnny Depp als bester Hauptdarsteller.
Der teuflische Barbier kontrovers betrachtet...
Für mich zerstört sich die Figur des Sweeney Tood als er vom Rächer zum Massenmörder wird.
Oft diskutiert.
In „Sweeney Todd: Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ wird die Hauptfigur von einem Opfer der Ungerechtigkeit zum Täter, der schließlich wahllos mordet. Das kann für viele Zuschauer die Identifikation mit Todd erschweren oder zerstören, weil er nicht mehr nur als tragischer Rächer, sondern als skrupelloser Massenmörder erscheint.
Genau das ist aber auch ein zentrales Thema des Films und des zugrundeliegenden Musicals: Wie weit kann Rache gehen, bevor sie zur Besessenheit und zum Bösen wird? Die Geschichte zeigt, wie Todds Schmerz und Hass ihn entmenschlichen und er dadurch selbst zum Monster wird. Das ist eine bewusste Entscheidung der Autoren, um die zerstörerische Kraft von Rache und Vergeltung zu zeigen.
Ob das für dich den Film „zerstört“, hängt davon ab, wie du zu moralisch ambivalenten Figuren stehst. Für manche macht gerade diese Entwicklung die Geschichte besonders tragisch und tiefgründig, für andere wird damit die Sympathie für die Hauptfigur unmöglich. Beides ist eine legitime Sichtweise.
Deine Kritik an der Ausarbeitung von Sweeney Todds Charakter ist nachvollziehbar und wird tatsächlich auch von einigen Literatur- und Theaterkritikern geteilt. In vielen Adaptionen – sei es im Musical von Stephen Sondheim oder in der literarischen Vorlage von Hugh Wheeler – wird Todds Wandlung vom unschuldigen Barbier zum rachsüchtigen Massenmörder relativ abrupt dargestellt.
Oft wird seine Motivation auf das erlittene Unrecht reduziert: Er verliert seine Frau und Tochter durch die Machenschaften des Richters Turpin, wird zu Unrecht verbannt und kehrt gebrochen zurück. Die psychologische Entwicklung, die ihn vom Opfer zum Täter macht, wird dabei häufig nur angedeutet. Die eigentliche Transformation – also wie aus Schmerz und Rachegedanken eine völlige Enthemmung und Bereitschaft zum Mord an Unschuldigen wird – bleibt oft oberflächlich.
Einige Inszenierungen versuchen, diese Entwicklung durch Musik, Bühnenbild oder Schauspiel zu verdeutlichen, aber nicht immer gelingt das überzeugend. Gerade wenn du Wert auf eine tiefgehende psychologische Darstellung legst, kann die Wandlung zu schnell oder wenig nachvollziehbar wirken.
Zusammengefasst: Deine Wahrnehmung ist berechtigt. Die Wandlung Sweeney Todds wird in vielen Versionen eher als notwendiger dramaturgischer Schritt denn als psychologisch ausgearbeiteter Prozess dargestellt. Das kann dazu führen, dass seine Entwicklung zum Massenmörder für das Publikum nicht immer nachvollziehbar ist.