„Auf brennender Erde“ ist ein Film, der sehr stark an die Werke von Alejandro González Iñárritu erinnert. Was nicht überraschend ist, da sich diesmal Drehbuchautor Guilllermo Arriaga auf den Regiestuhl setzt, der zusammen mit Iñárritu die Ideen zu der 'Trilogie' „Amores perros“, „21 Gramm“ und „Babel“ verwirklichte. In diesen drei Filmen werden die Themen Gewalt, Tod und menschliche Abgründe beleuchtet. Und genau hier kann sich auch „Auf brennender Erde“ beinahe nahtlos einreihen.
„Auf brennender Erde“ ist ein sehr ruhiger und dennoch mitreißender Film. Er spielt in zwei verschiedenen Gegenden. Einmal sieht man das Leben von Gina (Kim Basinger) und ihrer Tochter Mariana (Jennifer Lawrence) in der trockenen und staubigen Gegend Mexikos, wo deren Leben so langsam aus den Fugen gerät. Dies wird schon in der Einstiegsszene deutlich mit einem Wohnwagen, der in Flammen auf der schon verbrannten Erde steht, der Wüste Mexikos.
Als schönen Kontrast dazu findet man Sylvia (Charlize Theron), die in der sehr regnerischen Gegend Oregon versucht in ihrem Leben einen Sinn zu finden. Man trifft sie am Meer mit all seiner mitreißender Kraft und somit das genaue Gegenteil zur Wüste.
Am Anfang des Films weiß man noch nicht genau, wo man eigentlich steht und was da wirklich passiert. Auch die Rückblenden im Film tragen nicht unbedingt dazu bei dies zu verdeutlichen. Auch wenn das anfänglich verwirrend sein mag, so spielt das keine Rolle. Denn die schauspielerischen Leistungen aller Protagonisten lassen einen nicht los. Sowohl Charlize Theron als auch Kim Basinger sorgen dafür, dass man einfach nur dabeibleiben will, endlich wissen will was genau da geschehen ist oder noch geschehen könnte.
Charlize Theron spielt hier alles aus was sie hat und kann. Sie beweist einmal mehr, dass sie mit zu den größten Schauspielerinnen unserer Zeit gehört. Sehr sympathisch finde ich auch, dass sie nicht nur vor der Kamera für diesen Film ihren Namen hergibt, sondern auch dahinter als Koproduzentin tätig war. Theron spielt hier eine Frau, bei der man merkt, dass sie eine düstere Vergangenheit hat, diese aber im Dunkeln bleibt. Sie spielt das mit solch einer Traurigkeit, so dass eigene intensive Emotionen vorprogrammiert sind. Denn jeder hat es mal erlebt, wie es ist, eine solche Traurigkeit zu spüren, dass man zu ertrinken droht.
Hier kommt die Wahl des Ortes dem Film wieder zugute, da er durchweg die Gefühlsregungen von Sylvia widergespiegelt. Dies macht die Faszination des Films aus. Hier werden mit starken Empfindungen gespielt, die jedoch nicht nur angedeutet werden, sondern so eindringlich in den Vordergrund rücken, dass man davon nicht verschont bleibt. Eher im Gegenteil, denn so manche Szenen lassen einen eigene unangenehme Situationen wieder aufkochen.
Aber auch Kim Basinger zeigt, dass ihre Zeit als Schauspielerin noch lange nicht vorbei ist. Es tut gut sie mal wieder in einer ernstzunehmenden Rolle zu sehen. Denn genau da gehört sie hin. Sie spielt eine Frau, die sehr zwiegespalten ist. Entscheidet sie sich für ihre Familie und verzichtet somit auf das Glück einer neuen Liebe? Oder riskiert sie es ihre Familie eventuell zu verlieren? Basinger verkörpert diese innere Zerrissenheit mehr als glaubwürdig. Man sieht ihr einerseits an, wie glücklich sie mit der neuen Liebe ist und andererseits macht sie den Konflikt deutlich ihre Familie erhalten zu wollen.
Jennifer Lawrence, die man beispielsweise in "Winter's Bone" sah, zeigt, dass man sich hinter den alten Showhasen nicht verstecken muss. Sicherlich haben sowohl Kim Basinger, als auch Charlize Theron mehr Erfahrung, aber Lawrence zeigt hier, dass sie schon fast mit zu den Großen gehört und beweist damit, dass auch junge Schauspieltalente beeindrucken können.
Selbst die kleineren Rollen sind sehr gut und durchdacht besetzt worden. In erster Linie ist mir da Joaquim de Almeida aufgefallen, der den Geliebten von Gina spielt. Mir immer als Bösewicht in Erinnerung spielt er hier verdächtig gut den Verliebten.
Arriaga hat sich sicher viel von Iñárritu inspirieren lassen, was die Umsetzung betrifft. Jedoch bleibt die Geschichte die seine und er lässt einen in eine Gefühlswelt eintauchen, die meistens durchweg bedrückend ist. Genau das ist der Trumpf, den Arriaga hier ausspielt. Denn er inszeniert Situationen, die uns allen nur allzu gut bekannt sind. Sicherlich sind diese im Film extremer, als man sie vielleicht selbst erlebt habt, aber genau da liegt die Wirkung dieses Films. Er bleibt real. Man identifiziert sich mit jedem einzelnen Charakter. Man kann nachempfinden, wie es dieser Figur ergehen muss.
Der einzig negative Punkt ist die Musik. In dem Film wird viel auf Musik verzichtet und man lässt eher der natürlichen Geräuschkulisse die Oberhand, was durchaus als positiv zu betrachten ist. Wenn man das durchgezogen hätte, hätte das die Bedrückung im Film besser untermalt. Leider wurden stattdessen ab und zu Klänge in den Film gesetzt, die unpassend waren. Jedoch blieb es nicht nur bei unpassend, sondern sie wurden teilweise sogar störend und nervend.
Fazit: „Auf brennender Erde“ ist ein aufwühlender und emotionsgeladener Film, der bei manchen nur Mitgefühl, aber bei anderen auch Kummer erzeugt und dabei die eigenen traurigen Erinnerungen weckt. Ein Film, der an die Nieren geht und sicher nicht für jeden gemacht ist.