Eines Abends bei der Sneak. Das Licht geht aus, der Vorhang auf. Auf der Leinwand flimmert: "Eine ZDF-Produktion". Ein entnervtes und enttäuschtes Raunen geht durch den ganzen Saal. Gerechtfertigt? Allgemein sicher nicht, haben doch deutsche Filme wie "Sonnenallee" oder "Almanya" es positiv vorgemacht. Doch das Vorurteil, dass Deutschland keine guten Filme machen kann, hält sich hartnäckig. In diesem Fall war die negative Vorahnung wieder einmal gerechtfertigt. "Einer wie Bruno" von Regisseurin Anja Jakobs möchte eine Tragikkomödie sein, die jedoch eher einer ungewollten Lachnummer entspricht.
Das liegt keinesfalls an der Grundidee der Story, sondern viel mehr am Drehbuch. Die Geschichte bietet etwas neues und gern hätte man sich gewünscht, dass bei der Umsetzung das Potential daraus auch genutzt worden wäre. Christian Ulmen spielt den zurückgebliebenen Vater Bruno, der das Verhalten eines 5-Jährigen aufweist. Inwiefern ein Mensch mit solch einer doch starken Behinderung überhaupt in der Lage und Verfassung ist, ein Kind zu zeugen, wird hier leider nicht erwähnt. Die Freundin von Bruno und Mutter von Radost (Lola Dockhorn) ist verstorben, wie es dazu kam und was sie überhaupt für eine Frau war wurde leider Gottes auch vergessen zu erwähnen. Ein wichtiger Punkt, der dem Film sicher gut getan hätte. Tochter Radost muß nun also recht früh erwachsen werden und sich um ihren Vater kümmern, Zeit für Hobbies und Freunde bleiben dafür auf der Strecke. Die Liebe zu ihrem Vater wird deutlich, doch auch, dass sie sich für ihren Vater schämt. Und seien wir mal ehrlich: Wem würde das nicht so ergehen? Vor allem im Alter von 16 Jahren. Die kurze Einführung der Familiensituation erzeugte doch ein paar Lacher im Kinosaal und so langsam entspannte man sich. Vielleicht ist der Film ja doch nicht so schlecht?
Wäre da nicht Benny (Lucas Reiber), der neue Schüler und sofortige Schulschwarm, ein von sich überzeugter, total cooler und kreativer Songwriter. Und damit beginnt die Teenie-Liebesschnulze auf "Bravo"-Niveau. "Liebes Doktor Sommer Team, es gibt da einen Jungen, den ich total toll finde, aber ich muss mich um meinen schwerbehinderten Vater kümmern." Mitgefühl? Fehlanzeige. Die ganze Geschichte rund um Bruno wird hierbei unnötigerweise vernachlässigt.
Das Drehbuch ist so schlecht, dass man nicht weiß, ob man weinen oder lachen soll. Damit das bezahlte Kinogeld jedoch nicht ganz so weh tut, beschließt man zu lachen. Gewollt versucht man die heutige Teenie-Generation mit gestellten und hölzernen Dialogen einzufangen, die einfach nicht funktionierten.
Doch hat der Film auch durchaus seine guten Seiten. Schauspielerisch gibt es hier fast gar nichts zu meckern. Christian Ulmen bringt die Behinderung zwar etwas überspitzt rüber, jedoch hat er genau deswegen so einige amüsante Momente auf seiner Seite. Der Film lebt und fällt mit ihm. Auch Lola Dockhorn weiß zu überzeugen, glaubwürdig spielt sie die verzweifelte und für ihr Alter viel zu ernste Radost, die doch gerne einfach mal ein ganz normales Leben führen möchte. Mit ihrem gemeinsamen Spiel können beide Figuren punkten und in wenigen Augenblicken sogar mehr als nur ein Schmunzeln erzeugen. Hätte man die Teenie-Liebesgeschichte gekürzt und sich mehr auf die Vater-Tochter-Beziehung konzentriert, wäre der Film vielleicht nicht so peinlich geworden.
Fazit: Wer seinen pubertierenden Kindern zeigen möchte, dass es immer Eltern geben wird, mit denen man "schlechter" dran wäre und nebenbei noch eine typische und klischeehafte Liebesgeschichte aufgezeigt bekommen mag, macht mit diesem Film sicher nichts falsch. Die Teenie-Generation vermag sich mit dem Film eventuell zu identifizieren, allen anderen sei geraten, sich dann doch lieber die wenigen deutschen Filmperlen nochmals auf DVD anzusehen.