"The Prodigies“ bietet Animationskino mal anders. Durch eine Buchvorlage von Bernard Lentreric inspiriert, setzt Regisseur Antoine Charreyron uns einen Film vor die Nase, der sich vor größeren Produktionen nicht zu verstecken braucht.
Ganz klares Hightlight des Films ist die Optik. Die Bilder sind einmalig und stechen zwischen den uns bekannten Animationsfilmen einfach heraus. Während die meisten Filme in Ihrer Umsetzung nahezu perfekt wirken, hat "The Prodigies" seine Ecken und Kanten. Der Stil ist grob und lässt bei den Charakteren wenig Spielraum für Emotionen. Jedoch kann und will man das dem Film nicht negativ auslegen. Wer sich doch an den groben Gesichtszügen der Protagonisten stören sollte, wird mit einer faszinierenden Umgebung mehr als nur entschädigt. Die Stadt wird visuell mit atemberaubenden, doch zugleich düsteren Bildern festgehalten.
Zweites Highlight sind die einzigartig und teilweise grausam dargebotenen Actionszenen. Die Zwischensequenzen, zu denen der Film bei jeder gewalttätigen Szene springt, kommen in einem Comicstil daher, der die Boshaftigkeit und Brutalität der Szenen hervorhebt. "The Prodigies" ist wie eine Achterbahnfahrt: Gleich zu Beginn wird man in den Film hineingeschleudert und in den Kinosessel gedrückt, es gibt immer mal kurze Erholungsphasen, doch sobald die Wunderkinder erst einmal loslegen, gibt es kein halten mehr. Mit angehaltenem Atem verfolgt man die bahnbrechende Action, die so beeindruckend inszeniert worden ist, dass sie einem Kunstwerk gleicht.
Die Story lässt einen doch recht lange im Dunkeln tappen. Erwartungsvoll wartet man darauf, was nun diese Wunderkinder so besonders macht. Der Spannungsbogen wird nach und nach weiter gespannt, sodass keine Langeweile aufkommt. Aus diesem Grund auch die Empfehlung, vorab nicht zu viel über den Film zu lesen oder sich anzuschauen. Einen kleinen negativen Kritikpunkt gibt es dennoch: Die Beweggründe der Kinder sind doch etwas weit hergeholt. Hierfür hätte die Vergangenheit der Einzelnen etwas besser beleuchtet werden müssen. Gern drückt man hierbei jedoch beide Augen zu.
Die Kamera und Perspektiven wurden perfekt umgesetzt, in "The Prodigies" wurden die Möglichkeiten eines animierten Films nämlich voll genutzt und ausgeschöpft, welche in einem realen Film so nicht umsetzbar wären. Spannende Kamerafahrten sorgen neben den Bildern dafür, dass der Film im Gedächtnis bleibt.
Wo könnte sich ein 3D Effekt mehr lohnen, als bei einem Animationsfilm? Auch "The Prodigies" bedient sich dessen und kann zu der wundervollen Optik noch eins draufsetzen. Ganz im Gegensatz zur Musik, welche den Film zwar untermalt, jedoch zweitrangig bleibt. Die einzelnen Titel gehen ins Ohr und verlassen es auch gleich wieder, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Das Ende lässt die Möglichkeit einer Fortsetzung offen, welche nicht nur sinnvoll, sondern auch zu begrüßen wäre.
Fazit: Wer außerhalb der Pixar/Dreamworks Animationsfilme einen optisch toll in Szene gesetzten Film sehen möchte, welcher keine Angst vor Ecken und Kanten hat, liegt hiermit genau richtig. Eine klare Kinoempfehlung.