Nach 13 Jahren kehrt Bruce Robinson mit "The Rum Diary“ auf den Regiestuhl zurück und konnte für seinen zweiten Film einen hochwertigen Cast um sich scharren, bestehend aus Johnny Depp, Aaron Eckhart, Giovanni Ribisi, Richard Jenkins und Amber Heard. Der Titel klingt anfangs verwirrend, macht aber im Laufe des Films immer mehr Sinn.
Die Story ist leicht erzählt, denn eigentlich gibt es keine. Was dem Film fehlt ist ein roter Faden. Er hat zwar Höhen und Tiefen, aber keine Spannungskurve. "The Rum Diary“ besteht nämlich aus mehreren, unterschiedlichen Handlungsträngen, die aber nie sinnvoll zusammengeführt werden. Stattdessen plätschert der Film langsam vor sich hin und man weiß eigentlich nicht auf was er hinaus, beziehungsweise was er erzählen will.
"The Rum Diary" springt zwischen dramatischem Ernst und witzigen Slapstickeinlagen hin und her, Bruce Robinson konnte sich hier scheinbar nicht auf ein Genre festlegen. Letztendlich geht es um einen wenig erfolgreichen Autor, der noch das große Sprungbrett sucht, sich dabei aber zu oft im Alkohol verliert. Er nimmt einen Job als Reporter bei einer untergehenden Zeitung an und reist dafür extra nach Puerto Rico, wo sich etliche Grundlagen für den Journalismus befinden. Seien es die Missstände in den Armenviertels oder aber die machtgierigen Geldsäcke, die sich daran bereichern wollen. Problem ist, dass der Film die jeweiligen Handlungstränge nur ankratzt, statt sich auf einen davon zu konzentrieren und diesen zu vertiefen. Oftmals werden Situationen auch nicht weiter verfolgt und man bleibt ratlos zurück, wodurch im ganzen Film nur an der Oberfläche gebohrt wird, was mehrere Längen entstehen lässt.
Widersprüchlich wie der Film ist auch die Rolle des Paul Kemp, gespielt von Johnny Depp. Einerseits lässt Depp den coolen Typen raushängen, welcher noch Ideale hat und schon im nächsten Moment wird er zum Trottel, dem alles egal zu sein scheint. Man kann das Gefühl nicht abschütteln, ihn einerseits wieder als Donnie Brasco, andererseits aber auch als Ichabod Crane ("Sleepy Hollow") vor der Nase zu haben. Damit fehlt der Figur jegliche Individualität und man wünscht sich, dass Johnny Depp einfach mal wieder "normal“ spielen würde.
In Gegensatz dazu überzeugt der restliche Cast. Aaron Eckhart versteht es, einen schmierigen, aber zugleich charmanten Millionären zu mimen, während Richard Jenkins vor allem mit seinen bissigen Sprüchen glänzt. Giovanni Ribisi hingegen wird im Film mehr und mehr zum Running Gag, der die Sympathie, trotz seiner Vorliebe für Hitler, auf seiner Seite hat. Amber Heard sieht wieder einmal sehr verführerisch aus und muss dafür eigentlich auch nichts weiter tun.
Was den Film jedoch sehenswert macht, ist das Drehbuch. "The Rum Diary“ hat so einige zitierwürdige Sprüche und Beleidigungen auf Lager, wo man nur darauf wartet, diese einmal selbst anwenden zu können. Zusätzlich besticht der Film mit seinem teilweise bösen Humor und einer Situationskomik, die sogar zu Szenenapplaus geführt hat. Wären nicht hin und wieder die zu übertriebenen Slapstickeinlagen, könnte der Film damit voll punkten. Des Weiteren hat der Film optisch einiges zu bieten und zeigt auch einmal ungewohnte Kameraperspektiven auf, wodurch man regietechnisch am Film nichts aussetzen kann.
Fazit: "The Rum Diary“ ist kein Film, den man einfach mal eben nebenher schauen kann. Durch den fehlenden roten Faden ist Konzentration beim Schauen vonnöten. Wenn man sich aber drauf einlässt, wird man mit einem tollen Cast und einer ordentlichen Portion bösen Humor belohnt, welche sich in den Dialogen widerspiegelt.