Moviebreaks Filmnacht - Thema: Filme der 1920er
Was für eine Gelegenheit, einen der berühmtesten Filme der Kinogeschichte nachzuholen. „Der Mann mit der Kamera“ ist quasi ein Manifest. Ein nach eigener Aussage kinematischer Versuch, ohne helfende Zwischentitel, Story oder Theatralik das zu zeigen, wozu nur das Kino im Stande ist; ein Versuch, das Wesen der Wahrhaftigkeit im ewigen Kreislauf der Kamera gefangen zu nehmen und dem Publikum preiszugeben. Eine internationale Sprache soll erstellt werden, die Sprache des Kinos, die von allen Menschen des Planeten gesprochen werden kann, ohne dass ein aufwändige Lernprozess in Phonetik etc. notwendig wäre. Eine Sprache, die jeder Zuschauer intuitiv verstehen kann, die totale Kommunikation. Der Grundbaustein dieser neuen Sprache ist die Kamera, auf ihr baut alles auf. Die Kunst, die Rezeption, das Publikum. Die Kamera erfährt dem Schauspieler gleich und bringt den Zuschauer auch dorthin; ebenso zu fühlen wie der Schauspieler, die hier keine Schauspieler sind, während der Produktion des Films. Die Kette zwischen Produzent, Medium und Rezipient wird wird ihrer Grenzen erledigt, alles greift ineinander, alles verschwimmt. Der Zuschauer hat hier ebenso viel Macht wie der Regisseur - zumindest wird man in dem Glauben gelassen, während man einer Stadt beim Erwachen zuschaut und gleichzeitig die Aufzeichnung der Stadt beim Erwachen verfolgt. „Der Mann mit der Kamera“ ist ein historisches Dokument in doppelter Gestalt; eines für den Sozialismus und eines für die Filmhistorik selbst.