Regel Nummer 1 einer guten Party: Sei nicht der Gastgeber. Von dieser Weisheit erzählt Agnès Varda (Mauerbilder) gewissermaßen in ihrem Kurzfilm Du Côté de la Côté. Sie porträtiert die Côté d’Azur, also die berühmten Küsten Südfrankreichs, die mit Monaco, Cannes, Nizza oder St. Tropez einige beliebte Reiseziele bieten. Sie blickt dabei mit gemischten Gefühlen auf den Tourismus und bietet einerseits ein märchenhaftes Bild von tanzenden Puppen, strahlender Sonne und blauem Wasser, das irgendwo im gleichblauen Himmel verschwindet. Sie erforscht den Reiz Südfrankreichs und geht der Frage auf die Spur, weshalb so viele Touristen ihr Leben lang dort bleiben. Es muss einen Grund haben, dass selbst die Friedhöfe hier mit Meerblick sind.
Varda erzählt von den Eigenheiten der Touristen, von dem Modebewusstsein der Häuser, von dem, was schon immer da war und von dem, an das man sich erst noch gewöhnen muss. Die Antwort, die die französische Regisseurin findet ist dabei einer Vision ähnlich, die sie später ähnlich auch auf Hollywood ummünzt: Den Menschen wird an der Küste das Paradies versprochen. Und die wenigsten erkennen, dass es sich dabei um Worthülsen handelt. Ein Paradies aus gesperrten Straßen, Privatbesitz und Konfetti-Feten, die eher nach Stereotypen, Obszönitäten, Gewalt und Verzweiflung schmecken. Schreien wir einfach besonders laut, um herauszufinden, ob wir noch etwas spüren… Eine ganze Reihe an Momenten und Beobachtungen einer Menschheit, die vegetiert und dabei das wichtigste verpasst. Deutlich wird das, wenn der Gastgeber der Party einsam zurückbleibt; Zerstörung, Kälte, Stille, Einsamkeit. Wenn man Glück hat, kann man dann gerade genug Geld zusammenkratzen, um sich eines dieser Gräber mit Meerblick zu leisten.