Vorreiter der Nouvelle Vague und gleichzeitig Film Noir? Klingt wie für mich gemacht. Louis Malle, über die große Spanne seiner Karriere gefeiert, liefert mit seinem ersten fiktionalen Filmwerk einen kleinen anstößigen Streifen ab. Innen wie außen dreckiger Natur, mit einem erdrückenden Weltbild, bei dem Konsum an erster Stelle steht, um dem Menschen vergessen zu machen, wie machtlos er ist, wie wenig er in der Hand hat, dass er bloß eine Variable in einer Rechnung ist, die er zu überblicken nicht im Stande ist. Wie ausgeliefert der Mensch wirklich lebt, zeigt Malle schon zu Beginn, wenn Julien, nach dem Durchführen des „perfekten Mordes“ (ein herrlich unscheinbares Oxymoron), einer schwarzen Katze gegenübersteht. Sie streunt auf dem Balkon in großer Höhe und schaut unschuldig. Sie mag gar nicht in diesen Ort passen, sie scheint verloren gegangen. Juliens Leben selbst ist das auch - beging er doch die Tat für das ehrbare Motiv der Liebe - er ist ein Jäger, keine Frage, findet sich jedoch in einem Leben als Drahtseilakt wieder. Er ist nicht ausschließlich Jäger, er ist außerdem Gefangener seines Selbst, er lebt instinktiv und ist so fokussiert auf sein natürliches (unbeabsichtigtes) Streben, dass er der Welt um sich herum wenig Aufmerksamkeit schenkt. Inwiefern kann man da behaupten, Louis sei ein Held? Inwiefern kann man da behaupten, dass er, nach Vorbild der klassischen 8-Sequenz-Struktur, zu einem aktiven Charakter wird? Zum Ziel wird er nie gelangen, nicht einmal zur Erkenntnis dazu, was jenes eigentlich sein könnte. Er streunt nur umher, begleitet von klagender Jazzmusik (von Miles Davis!), mit müden Stimmen, die versuchen, Worte der Wärme zu finden, nur um sie unbemerkt immer wieder in einen verbitterten Kontext zu stellen. Sind Fallschirmjäger etwa keine Engel? Ist die Liebe etwa ein Scheinkonstrukt? Erfunden, konzipiert und vermarktet von den Großen der Welt? Das Fest der Liebe liegt keine vier Wochen vor uns. Die Zeit läuft ab und man fragt sich, ob… Tja, ob.