Die ganze Welt kotzt sich über Remakes aus und dann kommt der gute Marty daher und rockt so ein Ding raus. Ok, „Departed“ gehört nicht zu seinen A B S O L U T E N Sternstunden, ein verdammtes Meisterwerk ist ihm hier dennoch gelungen. Und zwar ist „Departed“ so gut, dass er es überhaupt nicht nötig hat, ständig in den Schatten der „Infernal Affairs“-Reihe gerückt zu werden, auch wenn es nur logisch ist. Mit visuellen Referenzen gespickt und im gesprochenen Wort von Zitaten verziert, zieht Cineast Scorsese nach langer Zeit mal wieder richtig derbe vom Leder und lässt seine Stars im fühlbar porträtierten irisch-katholischen Milieu von Boston als waschechte Kodderschnauzen (vor allem darf sich damit der sonst so unausstehliche Mark Wahlberg angesprochen fühlen) auftreten. Leonardo DiCaprio knüpft an seine Ehrfurcht erregende Darstellung des Howard Hughes in „Aviator“ an und bumst seinen direkten Gegenspieler Matt Damon mal so richtig weg, während Jack Nicholson in seiner gewohnt süffisanten Art und Weise charmant veranschaulicht, wer der Boss im Ring ist. Überdies ist „Departed“ enorm zynisch veranlagt, hochgradig spannend, psychologisch extremst geladen und von einer physischen Explosivität angeheizt, die im Finale, nachdem man gut 140 Minuten richtig ausgiebig über die Bedeutung von individueller Identität und dessen Verlust sinniert hat, keinen Stein auf dem anderen lässt. Rattenscharf.