Ein bisweilen kurioser Film, der sich einerseits angenehm vom Einheitsbrei des deutschen Kriminalkinos abhebt, auf der anderen Seite aber auch nicht an banalen Symbolen und klischierten Handlungselementen spart. Angenehm ist „Die dunkle Seite des Mondes“, weil er nie Interesse daran aufweist, zur verklärten Aussteigerphantasie heranzureifen, um auf die zivilisationskritische Kacke zu hauen. Urs (chargiert sich herrlich durch den Film: Moritz Bleibtreu) erlebt kein „Abenteuer Wildnis“, sondern trifft im Wald auf den Wolf in seiner Seele, der nur einen vorgetäuschten Stimulus, einen logischen Vorwand, gesucht hat, um als archaische Bestie aus seinen (eigentlich) domestizierten Urinstinkten herauszubrechen. Sicherlich gestaltet sich „Die dunkle Seite des Mondes“ als in gedämpften Farben gehaltener Thriller, der sich um den ganz großen Pharmaskandal schlängelt, als nicht selten fahrige Veranstaltung, aber Stephen Rick ist ein überaus begabter Handwerker und versteht so einiges von audiovisueller Suggestion: Wenn tieffrequentes Raunen und verzerrte Streicher über die Tonspur poltern, wird zuweilen ein sehr akkurates Gefühl dafür vermittelt, wie ausgeliefert Hauptfigur Urs seinem zweiten Gesicht doch ist. Einen derartigen Gewalttrip hat die deutsche Filmkultur jedenfalls schon lange nicht halluziniert. Nicht unter diesen Bedingungen. Beim nächsten Mal aber bitte einen Funken Mut, um so richtig freizudrehen.