Es benötigt keine fünf Minuten, bis man merkt, auf wen die Geschichte von GALVESTON zurückgeht: Nic Pizzolatto, Mr. True Detective, der hier nicht nur das Drehbuch, sondern auch die Romanvorlage beigesteuert hat. Soziale Unkultur, gesellschaftliche Randgebiete, traurige Gestalten, trostlose Bilder. Pizzolatto pur. Melanie Laurent hat an der Vorlage noch etwas herumgeschraubt, um ihr englischsprachiges Spielfilmdebüt davor zu bewahren, gänzlich in den Klischees der vom Neo Noir geprägter Hoffnungslosigkeit zu vergehen zu lassen. Sicherlich ist es der zärtlichen Ägide der Französin zu verdanken, dass fragile Maskulinität in GALVESTON nichts Wehleidiges und die aufopferungsvolle Weiblichkeit nichts Nuttiges mit sich bringt. Dass das Crime-Drama funktioniert, liegt aber an den grandiosen Hauptdarstellern: Ben Foster und Elle Fanning geben ihrem vom Leben gezeichneten, durch und durch fehlerbehafteten Charakteren Grandezza und Mehrdimensionalität. Zwei Menschen, die sich die Scheiße nicht ausgesucht haben, aber gemeinsam irgendwie versuchen, mit dieser umzugehen. Im letzten Drittel spielt GALVESTON dann auch endlich seine ganze Klasse aus, wird poetisch, sinnlich, tragisch und, ja, berührend. Eigentlich eine austauschbare Erzählung über Leid und Erlösung, die Schauspieler und Laurents inszenatorische Einfühlsamkeit aber machen den Film dann doch noch sehenswert.