Die Dekonstruktion einer jeden narrativen Ordnung; ein gleißendes Fragezeichen, in dem sich alles bündelt, was Leben war, ist und sein wird. Es geht um das Nichts, es geht um das Alles, es geht um das Dazwischen und das Drumherum, um das Imitierte, Rekonstruierte und Persiflierte. Darum, wie die Dinge im Kern nun mal funktionieren und darum, wie sie den Geist aufgeben. „Was für Dinge?“, wird man sich da sicherlich fragen, „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ aber bleibt so subversiv, so kryptisch, so exzentrisch, um zu entgegnen: Jene Dinge eben. Oder jene Dinge eben nicht. Den Anspruch, Klassenprimus zu werden, muss sich Universalgenie Paul Thomas Anderson schon lange nicht mehr stellen, seine Themenwahl bleibt unberechenbar, die Resultate niemals unter einem betörenden Sinnesrausch. Und genau das ist auch „Inherent Vice – Natürliche Mängel“: Betörend. Ein der Mitte des (Welt-)Meeres entsprungener Fluss, bestehend aus Stromschnellen, Wasserfällen, besinnlicher Stille, dem Dazwischen, dem Drumherum, dem, was man kennt oder nicht kennt, was man versteht oder nicht versteht: Ein Lächeln, eine Träne, ein benommener, ein im Nebel vernebelter Ausdruck existenzialistischer Schwermut. Nichts und Sinnlosigkeit. Alles und Sinnhaftigkeit. Und der Blick, den „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ vor- und zurückwirft fällt nicht auf das, was sich sich im Zentrum abspielt, sondern darauf, was in den Zwischenräumen, den Leerstellen, den Momenten, wenn sich die Stirn mal wieder in Falten legt und Wahrheiten im Eigensinn geboren werden. Wie sich das anfühlt? Manchmal so, manchmal so und manchmal eben so. Aber durchweg so ungemein bereichernd. Oder eben nicht.