Vermutlich kein Lyriker der Welt hat mit seinem Versmaß einen so vielfältigen Resonanzraum der Möglichkeiten erschaffen, wie es William Shakespeare tat, tut und immer tun wird. Das zwingt einen Künstler ja förmlich, diese schöngeistigen Tiefen Stück für Stück auszuloten, um sich mit ihnen zu imprägnieren, um sich selber in ihnen zu spiegeln und sich so mit der Materie zu synchronisieren. Nur dann ist es machbar, eine Variation des Gegebenen zu rechtfertigen. Justin Kurzel aber bindet sich zu sklavisch an das bloße Rezitieren und verliert sich zusehends in einem spröden Formalismus, der per se „schön“ anzusehen ist – in Sachen Bildsprache ist Kurzel ja ohnehin der eiskalte Bringer -, aber auf Dauer ohne jeden Mehrwert erscheint. Mehr Distanz zur Vorlage, mehr Mut zur Lücke und Paraphrase, wäre angesichts Kurzels Unterwerfung wünschenswert gewesen. „Macbeth“ erweckt fortwährend den Eindruck, als würde hier einzig eine fremde Idee, anstatt einer eigenen Vision passioniert verwirklicht werden; als hätte man kein Interesse am Inhalt gehabt (Stichwort Lady Macbeth), aber dafür am Formalen. Und das Formale wirkt immer statischer, von Minute zu Minute, weil sich Shakespeare letztlich eben doch nur durch die Synthese von Inhalt und Form adäquat dynamisieren lässt