Die Kraft des Visuellen. Die Kraft des Auditiven. In „Miami Vice“ machen sie sich wieder füreinander stark und werden unter der genuinen Führung eines Michael Mann zu den stimmgebenden Elementen: Losgelöst von einer herkömmlichen Narration, abgenabelt von Erwartungen, die hinter einem Markennamen wie „Miami Vice“ nun mal zwangsläufig verharren, gibt sich Michael Mann einem sinnlichen Lichtstrudel hin, der jeden – auf und vor der Mattscheibe – in sich saugt. Tatsächlich wird der Takt des Films vom Zittern, vom Flimmern, vom Schimmern des verflochtenen Mehrfrontenkrieges bestimmt, in dem sich Menschen nur in Codes artikulieren, um selbst nach und nach zur Chiffre zu transformieren. Aber Michael Mann lässt das Licht nicht im Wellengang verfließen, um stur von den Resultaten systematischer Entmenschlichung zu berichtet. „Miami Vice“ ist eine von kalter Faszination elektrisierte Abhandlung über einen hermetisch abgeriegelten Kosmos, in dem sich jede Souveränität und Coolness als profilneurotisch Unart herausstellt. Das Tragische daran: Die Menschen darin sind nicht in der Lage, diesem eisigen Gefängnis zu entkommen, weil sie sich selbst eingeredet haben, dass der Faktor Mensch Ballast ist. Sie sind nur zeitweise aufblinkende Silhouetten im Dickicht des (flackernden, flimmernden und zitternden) Schattenkabinetts. Und alles, was von außen in diese Welt eindringt, erstickt unweigerlich. Hilflos wie ein Kind im dunklen Wald wird man hier Zeuge der Gemeinsamkeit von Zeit und Glück: Beides ist vergänglich. Nur der gleißend rote Nachthimmel, konserviert im digitalen Korn, der bleibt.