Seit dem brillanten Watergate-Thriller „Die Unbestechlichen“ hat sich der filmische Umgang mit dem Arbeitszweig des investigativen Journalismus nicht mehr sonderlich weiterentwickelt. Jedenfalls dann nicht, wenn man als Filmemacher seinen Fokus streng auf die rein informale Ausbreitung jener Langzeitrecherche richtet. Das ist nun aber nicht unbedingt als schlecht zu bewerten, vor allem dann nicht, wenn man die „altmodische“ Inszenierung als funktionalen Gegenstand der Narration begreift – wie zum Beispiel „Spotlight“. Jedes Bild, jede Einstellung und jede Figur funktioniert hier einzig und allein im Kontext der beruflichen Passion (oder besser: Obsession). Der investigative Journalismus und seine zermürbende Langwierigkeit sind es, um die sich hier alles dreht. Es ist ein Film ÜBER die Arbeit. Und es ist ein Film FÜR die vierte Gewalt. Über das Durchforsten von Akten, über das Wälzen von Kirchenverzeichnissen, über das Inspizieren von verstaubten Karton aus dem Archiv, über das Befragen von möglichen Zeugen – bis zum möglichen Sieg, der jedoch keine Helden hervorruft, sondern einen erfolgreichen Arbeitstag. „Spotlight“ ist ohnehin kein Film, dem sonderlich zum Feiern zumute ist (alles andere wäre auch reichlich daneben). McCarthy, der durchweg konzentriert arbeitet, hat viel eher einen soghaftes Werk inszeniert, das dem Berufsethos des Investigativjournalisten einen warmen Schulterdruck schenkt: Gut gemacht. Die Uhren jedoch bleiben nicht stehen. Und noch weniger lassen sie sich zurückdrehen. Die Arbeit ruft, auch morgen.