Wären die früheren Werke der Coen-Brüder mit Schriftstellerei von weltliterarischer Fasson gleichzusetzen, dann ist THE BALLAD OF BUSTER SCRUGGS ein sympathisches Taschenbuch. Die unnachahmliche Brillanz der Gebrüder lag immer darin, Filme ihrem Genre entwachsen zu lassen; Charaktere zu erschaffen, die dadurch lebendig und greifbar wurden, indem sie ihren Blick immer schräg neben der Realität hielten. Jetzt, mit THE BALLAD OF BUSTER SCRUGGS, haben die Coens wohl ihr simplistischstes Werk abgeliefert - welches keinesfalls, wie Ethan und Coel kürzlich erst ausdrücklich betonten, als Serie geplant war. Ein Western in 6 Klappen. Das Lieblingsgenre der Autorenfilmer, ein Spielplatz zum Austoben und Ausloten der Perspektiven. Nun ja, nicht ganz. Geradewegs werden wir in die Geschichten eines fiktiven Romans gezogen, die keinen Anspruch auf Zusammengehörigkeit aussprechen, sondern schlicht und ergreifend dazu da sind, sich einmal durch das Wild-West-Bilderbuch zu blättern und all die einschlägig-geläufigen Tropen abzuarbeiten, die der amerikanische Western seit jeher aufgebaut hat. Als Omnibusfilm, den THE BALLAD OF BUSTER SCRUGGS darstellt, schwankt die Qualität der einzelnen Episoden rapide. Wobei, nein, sie nimmt immerzu ein Quäntchen ab. Die ersten drei Episoden erweisen sich dabei als gelungen, sind herzhaft humorvoll, sparen nicht an fiesen Pointen und besitzen, wie der gesamte Filme, famose Schauspielleistungen. Danach aber kommen die Probleme der Produktion ans Tageslicht: Die Episoden sind in ihrem knapp bemessenen Erzählrahmen unausgegoren, ihnen fehlt die subversive Tragweite, sie sind immer das, was sie auch vorgeben, gerne mit einem Augenzwinkern, aber niemals mit dem Coen-Geistesblitz ausgestattet, der den (vordergründigen) Resonanzraum der Geschichte nachhaltig transzendiert. Ich hatte trotzdem meinen Spaß, als Western-Hommage mit famoser Kameraarbeit (wäre der hier auf Zelluloid gedreht – was für eine Augenweide!) kann man ihn gut weggucken. Die ersten drei Episoden, von mir aus auch die Episode vom Tom Waits, reichen aber aus. Danach kommt die Anthologie ins Stocken und stolpert über ihr eigenes Konzept