Wichtiger und richtiger Film. Für ein Debüt geradezu beeindruckend weitsichtig im Umgang mit der Innen- und Außenwahrnehmung von Pädophilie und der reellen Möglichkeit von Resozialisierung. Nicole Kassell geht es dementsprechend auch nicht darum, ihr Narrativ entlang der (potenziellen) Läuterung des Triebtäters Walter arbeiten zu lassen, sondern um den zeit- und arbeitsintensiven Lernprozess, in dem Walter sich aneignet, sein Handeln an moralischen Maßstäben abzugleichen. Und das geht nur durch zwischenmenschlichen Kontakt, gibt es in der sozialen Isolation doch keinerlei Initiation für eigenständiges Hinterfragen. Zu Anfang noch müssen Rechtfertigungen her, er würde den Kindern schließlich nicht weh tun und wenn die Kleinen zu Fremden ins Auto steigen, dann tun sie das aus eigenem Antrieb. Nach und nach reißt dieses verklärte Selbstverständnis ein, in dem Walter seine eigene Position erkennt, indem er mit der Sichtweise der Menschen um ihn herum konfrontiert wird. Und darin liegt die Stärke des Films begraben: Das mehrseitige Perspektivieren. Der Täter, sein Umfeld, das stete Reifen durch die individuelle Wahrnehmung. „The Woodsman“ funktioniert letzten Endes aber auch nur wegen Kevin Bacons feingliedriger Performance. Er verleiht dem in sich gewandten Walter ein Profil, eist sich geradewegs vom Monster los und porträtiert hochgradig sensibel den Menschen hinter dem vorbelasteten Blick der Öffentlichkeit.