Burhan Quarbani denkt diesen Film in erster Linie ästhetisch. Und sein ungemein feinnerviges Gespür dahingehend, ausdrucksstarke Bild- und Tonkompositionen zu arrangieren, ist der Grund, diesen Mann auch künftig im Auge zu behalten. Wenn die Kamera schwebend durch die Straßen zieht, sich an Menschenmassen regelrecht heransaugt, sich im nächsten Moment wieder losreißt, um dann Einzug in die Wohnungen zu gewinnen, direkt in den intimen Kosmos einer rastlosen Clique, die zur Nachwendezeit irgendwie versucht, einen Sinn im Leben zu finden, dann ist das formalästhetisch definitiv erstklassig, weil „Wir sind jung. Wir sind stark.“ hierbei illustriert, dass er in der Lage ist, allein über das Gepräge Umgebung und Charaktere zu kombinieren. Es fehlt jedoch die Nachzeichnung und „Wir sind jung. Wir sind stark.“ ist inhaltlich zu diffus geraten, was dazu führt, dass Qurbani in einem Hang zum Formalismus beinahe komplett am Thema vorbei inszeniert. Die Materie, rundum die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992, ist für diese Vorgangsweise zu gewichtig und dringend. Sicherlich, man könnte argumentieren, dass Quarbani am immerwährenden Diskussionsgegenstand der rechten Gewalt rührt und ihn greifbar zu machen versucht, in dem er aufzeigt, dass er nicht greifbar ist. „Wir sind jung. Wir sind stark.“ insgesamt jedoch zu verwaschen, zu konstruiert und letztlich auch zu schematisch, wenn hier krampft versucht wird, beide Seiten (Opfer & Täter) zu beleuchten, in Wahrheit aber doch zuvörderst Interesse daran bekundet wird, die Plansequenz möglichst elegant ausklingen zu lassen.