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Tikus09

Kritik von Tikus09

Gesehen: Juli, 2016

„Teufel im Leib“ oder „Stürmische Jugend“ hat als (wohl teilweise autobiographischer) Roman kurz nach dem ersten Weltkrieg (genauer im Jahr 1921) einen Skandal ausgelöst, da der damals 17-jährige Autor Raymond Radiguet die Affäre einer Soldatenfrau, deren Mann sich im Krieg befand, mit einem jüngeren Schüler beschreibt. Dies wurde als respektlos und beleidigend gegenüber den Soldaten gewertet, außerdem wurde explizit der Ehebruch und ein sexuelles Verhältnis zu einem Minderjährigen beschrieben. Sechsundzwanzig Jahre später, also nicht lange nach dem zweiten Weltkrieg, kam die erste Verfilmung des Romans raus und sorgte - wie seine Vorlage bereits – wieder für einen (bzw. eigentlich sogar den den gleichen) Skandal.

Das ist alles lange her und aus heutiger Sicht wirkt „Le diable au corps“ deutlich weniger skandalös. Vielmehr weiß Claude Autant-Laras Film durch seine Machart zu begeistern. Viele Szenen spielen nachts oder bei Regen, sodass ein großer Teil des Films dunkel und bedrückend wirkt. Autant-Lara erzählt keine fröhliche Romanze sondern schildert eine bittere Beziehung, die geprägt ist von Verheimlichung und Schuldgefühlen ist. Das Umfeld bekommt diese Beziehung jedoch natürlich mit und begegnet ihr mit Zynismus. Weitestgehend rückt dabei der Krieg weit in den Hintergrund, da weder von den beiden Protagonisten viel darüber gesprochen wird, noch viel gezeigt wird, was an Krieg erinnert (bis auf das Krankenhaus).

Eine der stärksten Szenen des Films ist jene, in der in einer Bar unter großem Jubel der Waffenstillstand verkündet wird, nur dem Paar nicht zum jubeln zumute ist, da sie merken, dass damit ihre Beziehung enden müsste. Ihre Traumwelt zerfällt.

Im Verlauf der Handlung wird der Film von der Stimmung immer bedrückender, was zum einen die Schuldeingeständnisse der Protagonisten verstärkt, zum anderen aber auch dem Zuschauer zeigt, dass das, was dort zu sehen ist, nicht richtig ist. Zum Ende spitzt sich dies dann zu einem traurigen Schlusspunkt zu.

Großes Französisches Kino, scheinbar aber hier und heute viel zu unbekannt...

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