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Tomofan

Kritik von Tomofan

Versuche, die bestialische Natur des Krieges in Bewegtbildern festzuhalten, sind reich an der Zahl. Ein Film kommt jedoch immer dann zur Sprache, wenn erwähnte Thematik an die Oberfläche tritt; Der Soldat James Ryan. Zwar ist Steven Spielbergs 3-Stunden-Tonner nicht frei von Kontroversen und Streitigkeiten, bezüglich eines Aspektes herrscht dennoch flächendeckender Konsens - Gemeint ist natürlich die knapp halbstündige Eröffnungssequenz, die filmische Verarbeitung der Landung der Alliierten an Omaha Beach, welche sich auch fast zwei Jahrzehnte nach ihrer Fertigstellung noch in die Köpfe der Zuschauer bohrt. Munitionssalven mähen nimmermüde die anstürmenden Truppen nieder, Mündungen spucken unentwegt Blei und zum krönenden und grauenvollen Schlussakt räuchern Flammenwerfer den letzten Hauch von Menschlichkeit aus - eine wahre Qual für Nerven und Trommelfelder. In den Ladungsbooten übermannen Angst, Nervosität und Verzweiflung die zusammengepferchten Soldaten. Wirft man einen Blick auf den peitschenden Kugelhagel, dann könnten wahrscheinlich nicht einmal die kühnsten Optimisten, diesen Männern eine realistische Überlebenschance zugestehen. Am 6. Juli 1944 dient das menschliche Individuum auf Ohama Beach nur noch als wandelndes Auffangbecken für Munition und Mörser. Steven Spielberg schafft es, dieses bestialische Lay-Down-and-Run-Spiel atem(be)raubend realistisch einzufangen und lässt zu keinem Zeitpunkt Zweifel an seiner handwerklichen Erhabenheit aufkeimen. Nationalstolz, Heldentum, pathetische Reden und der propagierte Kampf gegen das Böse rücken in diesen Momenten in ferne Vergangenheit. Stattdessen entlarven Bilder von Soldaten, die auf der Suche nach ihren eigenen Extremitäten durch ein Labyrinth aus Innereien und Kadavern irren, die prophezeite heldenhafte Schlacht als verzerrten Zynismus. Bis zur Unkenntlichkeit zerfetzte Körper lähmen auch fast zwei Jahrzehnte nach der Fertigstellung dieser 25-Minütigen Sequenz ebenso wie die Erkenntnis, dass Spielberg hier nur im Rahmen der filmischen Mittel operieren kann und das reale Grauen höchstwahrscheinlich jedes Vorstellungsvermögen übersteigt. Der darauf folgende konzeptuelle Schnitt leitet schließlich die eigentliche Handlung und damit auch die Suche nach dem verschollenen, titelgebenden James Ryan ein. Spielberg muss sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, er würde den Zuschauer nach dieser brachialen Tortur zurück in ein komfortables Hollywood-Gefilde führen, um ihn zum wiederholten male in sein emotionales Korsett zu zwängen. Die Evakuierungsaktion liefert zweifelsohne die optimale Steilvorlage, um sich fortan in überbordendem Heldentum wie Hurrah-Patriotismus zu suhlen und nicht nur die Misson, sondern den Krieg an sich zu legitimieren. Allerdings ist der kleine Stoßtrupp rund um Captain Miller mit einem merkbaren Sinn für Galgenhumor und Zynismus gesegnet. So kontrastiert DSJR zudem die prekäre Situation der Soldaten mit der Lage des Generals George C. Marshall, welcher zu gegebenem Anlass eloquente Reden von Abraham Lincoln schwingen darf.In diesem Ethik-Diskurs nimmt unter anderem der unerfahrene und naive Korporal Upham eine entscheide Rolle ein. Speziell seine Vorstellungen von Krieg und der brüderlichen Loyalität unter den Soldaten könnten so auch aus dem nächstbesten Groschenroman entspringen. Im Laufe der Zeit entblößt sich hingegen Uphams roher und damit wohl auch menschlicher Kern, während seine einstige Unschuld in unverkennbare Ferne rückt. So hält Der Soldat James Ryan seine pulsierenden Emotionen über lange Strecken im Zaum, ehe jedoch das pathetische Gesülze in Form von James Ryan gen hollywoodreifen Ende doch noch auf den Plan treten darf.Die letzte Einstellung, welche von einer verblassten und ergrauten USA-Flagge geziert wird, liefert letzen Endes den Beweis - Der Soldat James Ryan ist ein höchst ambitioniertes, aber zu Teilen auch stümperhaftes Stück Kino.

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