Michael Haneke, zugleich Misanthrop und Humanist, beweist mit Die Klavierspielerin abermals, dass er weniger daran interessiert ist einen Spiegel für seine Figuren zu entwerfen, sondern diesen am liebsten zu Scherben zertritt. Während andere Filmemacher oftmals eine leere Hülle nutzen um dieser schrittweiße Leben einhauchen bis sich ein komplexes Gesamtbild ergibt, da beginnt Haneke bereits mit einem solche Abbild und arbeitet davon ausgehend minuziös darauf hin, dieses Bild zu entstellen, zu zersetzen, zu zertrümmern. Das ermöglicht ihm auch die großartige Isabelle Huppert, die ihre psychisch zerrüttete Figur mit einmaliger Ambivalenz ausfüllt. Ausgehend von der krankhaften Kontrolle ihrer Mutter hat sie sich zu einer masochistisch veranlagten Frau entwickelt, welche sich angetrieben von einem enormen Selbsthass keine Gefühle eingestehen will und als Klavierlehrerin im Wiener Konservatorium ein tristes Leben fristet. Als der talentierte Benoit Magimel auftaucht und Gefallen an ihr findet, entsteht schnell ein wechselseitiges Vexierspiel, welches der Regisseur ein ums andere Mal dazu nutzt, Erwartungshaltungen zu zerstören und tief im seelischen Leid seiner Hauptfigur zu wühlen. Michael Haneke bedeutet auch immer Grenzgang. Sowohl inhaltlich, indem er Konventionen über die Maße strapaziert und die Grenzen des guten Geschmacks mühelos übertritt, als auch formal. Seine langen und ruhigen Einstellungen, die in ihrer Ruhe zu Beginn fast schon Gemälden gleichen, evozieren nicht nur eine gewisse Echtheit, sondern positionieren auch uns Zuschauer zwangsweiße in die Rolle eines Voyeurs. Hoffnung findet man indes keine, auch das macht die Filme des österreichischen Regisseurs zu solch niederschmetternden Erlebnissen.