125 Künstler. 14 Monate Arbeitszeit. 57600 einzelne Ölgemälde. So zumindest lauten die harten Fakten, die einer Besprechung von Loving Vincent wohl fast zwangsweise zugrunde liegen müssen. An sich schier unglaubliche Werte, die dem künstlerischen Endergebnis dennoch kaum gerecht werden. Die hohle Phrase mehr als die Summe seiner Einzelteile zu sein, trifft bei diesem Werk tatsächlich zu. Denn es nicht nur der Aufwand und die Hingabe, sondern vor allem die virtuose Schönheit und Magie, welche von den faszinierenden Bildern ausgeht. Erwachen diese erst einmal zum Leben, gilt es sich in den von Vincent Van Gogh erdachten Bildwelten zu verlieren. Welche Gespräche wurden wohl im Nachtcafé geführt? Was verrät Dr. Gachets melancholischer Blick? All das sind Bilder, die für die große Leinwand gemacht sind. Bilder, die einen ganz und gar in ihren Bann schlagen. Die inhaltlich mäßig fesselnde Kriminalgeschichte fungiert als herrlicher Kniff den typischen Erzählstrukturen einer Filmbiografie aus dem Weg zu gehen und Van Gogh stattdessen aus den Erzählungen alter Weggefährten auferstehen zu lassen. Rekonstruiert anhand zahlreicher Briefe und eingebettet in die eigens von ihm erschaffenen Welten geht es dabei vor allem um die mysteriösen Umstände seines Todes. Freilich wird das Genie Van Goghs hier wenig analysiert, seine Kunst nicht diskutiert oder in genauerer Betrachtung seziert. Loving Vincent ist vielmehr ein visueller Museumsgang und leistet etwas weitaus Essentielleres, nämlich die Begeisterung für Van Gogh und vor allem dessen Kunstwerke aufrechtzuerhalten. Hätte Pixar die Oscars nicht ohnehin auf sich gepachtet, so hätten wir hier unseren diesjährigen Gewinner.