Die Flucht vor der Gesellschaft ist für Will keine verschroben liebenswerte Form von Nonkonformismus, sondern entpuppt sich als die für ihn einzig mögliche Form zu leben. Subtil klärt uns Regisseurin Debra Granik über seine Vergangenheit auf, zeigt Will als einen gebrochenen Kriegsveteranen, der noch dazu seine Frau verloren hat. Das harmonische Leben mit seiner Tochter in einem Waldstück nahe der Stadt funktioniert, auch dank einstudierter Abläufe und Mechanismen. Zumindest so lange, bis sie zufällig von einem Jogger entdeckt werden. Danach sind sie auf der Flucht, vor der Gesellschaft, vor anderen Menschen und Will sicherlich auch vor sich selbst. Ihre Vater-Tochter Beziehung ist die zentrale Dynamik im Herzen von Leave no Trace. In langen, ruhigen Einstellung darf sie sich entfalten, schlägt sich eher in Blicken und Gesten, denn in Worten nieder. Leave no Trace verzichtet auf unnötige Dramatisierung. Entgegen der atmosphärisch geschürten Zuschauererwartung passiert das zu erwartende Übel nicht. Dabei schlägt Debra Granik immer wieder neue Wege ein, bis sie die Vater-Tochter Beziehung am Schluss dramatisch auflöst, ohne sich in altbekannten Variationen zu ergehen. Das ist bisweilen berührend, aber nie so tiefsinnig, wie es Leave no Trace gerne hätte. Durchaus ansehnlich fotografiert, atmosphärisch stimmig, aber eben auch schnell wieder vergessen.