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Vitellone

Kritik von Vitellone

Gesehen: Januar, 2016

Diese Kritik enthält Spoiler.

Wenn ich nach meinem Lieblingsfilm gefragt werde, dann lautet die Antwort stets „Pulp Fiction“. Schon seit Jahren ist das so, nicht etwa weil ich in dieser Zeit keinen einzigen Film gesehen habe, der es mit der Qualität dieses Werkes aufnehmen könnte, sondern schlichtweg weil Tarantinos zweite Regiearbeit auf ewig der Film sein wird, in dem meine Liebe zum Medium Film begründet liegt. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Filme, die mich begeistert haben (Klassiker gleichermaßen wie Modernes) und doch hatte ich nie wieder ein ähnlich starkes Gefühl der Offenbarung wie bei der ersten Sichtung von „Pulp Fiction“. Es gibt unzählige Meisterwerke, die mich bewegt, begeistert und mitgerissen haben, doch die Faszination für „Pulp Fiction“ wird für immer unerreicht bleiben.

Über „Pulp Fiction“ zu schreiben ist eine relativ undankbare Aufgabe, schließlich wurden auf diesen Film bereits mehr als genug Lobeshymnen verfasst, er wurde aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet und immer wieder wird die selbe Liste an Qualitäten heruntergebetet. Deswegen erspare ich es mir erneut die zahlreichen Stärken des Films anzupreisen und will kurz etwas über Tarantinos Figuren verlieren. Dass sie oftmals als Inbegriff von Coolness und Kult bezeichnet werden, dürfte weitgehend bekannt sein, interessanter ist es aber wie Tarantino seine Charaktere immer wieder dekonstruiert. Nehmen wir als Beispiel Marcellus Wallace, schon bevor wir ihn das erste Mal zu Gesicht bekommt, hören wir zahlreiche Geschichten über ihn und seinen Einfluss, immer wieder zeigt Tarantino seinen Hinterkopf und trägt durch seine Inszenierung zu dessen Mysterium bei. Im Kopf des Zuschauers hat sich dadurch schon längst ein Bild von Marcellus gefestigt, ein Bild, welches unmöglich mit der echten Person mithalten kann. Und was passiert, wenn Tarantino die Figur offenbart? Er steht auf der Straße, eine Schachtel Donuts in der Hand und wird von einem Auto überfahren, einem Gangsterboss nicht gerade angemessen. Sehr ähnlich läuft es bei seiner Frau, auch Mia Wallace wird zuerst verbal und anschließend inszenatorisch dermaßen übertrieben angekündigt, dass ihre Erscheinung nicht mit den Erwartungen des Zuschauers mithalten kann und kurze Zeit nach ihrem Auftritt stirbt sie fast an einer Überdosis. Dieses Motiv lässt sich im Laufe des Films immer wieder beobachten, beispielsweise der missglückte Überfall von Pumpkin und Honey Bunny oder Vincent Vegas Tod auf dem stillen Örtchen. Tarantinos genießt es seine Figuren übermenschlich zu idolisieren, nur um ihnen dann schlagartig den Boden unter den Füßen wegzuziehen und ihre komplette Erscheinung zu dekonstruieren.

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