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Vitellone

Kritik von Vitellone

Gesehen: September, 2016

„They Live“ ist wahrscheinlich der unterschätzteste Film in John Carpenters Oeuvre. Das ist auch durchaus verständlich, denn in seiner filmischen Struktur ist er sehr angreifbar. Da wäre beispielsweise die Besetzung von Roddy Piper als Protagonist, der als zweckentfremdeter Wrestlingstar natürlich nicht über die größten darstellerischen Fähigkeiten verfügt. Auch das gehetzte Ende oder so manch lächerlich anmutende Dialogzeile wissen nicht wirklich zu überzeugen. Aber warum ist der Film trotzdem gelungen und vor allem so essentiell in Carpenters Schaffen? Ganz einfach, „They Live“ macht unmissverständlich deutlich, dass Carpenters Kino stets mehr war als reine Genrefilme, auch wenn der Regisseur diese natürlich immer formidabel realisiert hat und ein Großteil seiner Filme auch rein als solche wunderbar funktionieren. Doch darunter schlummerte in seinen besten Werken schon immer ein politischer, ein gesellschaftskritischer Subtext, der vielen Zuschauer jedoch vollends entgeht. In „They Live“ kann man sich diesem jedoch kaum entziehen, so deutlich steht er im Vordergrund. Das liegt auch daran, dass der Film aus filmischer Sicht weitaus schlechter funktioniert als auf symbolischer. Die Geschichte rund um einen obdachlosen Tagelöhner, der eine Sonnenbrille findet, welche versteckte Botschaften auf Werbesäulen, Zeitungen, Geldscheinen (…) und nicht zuletzt auch außerirdische Eindringlinge unter den nichtsahnenden Menschen aufdeckt verfügt damit über eine höchst interessante Prämisse. Gehorche, Konsumiere und Stelle keine Autoritäten in Frage steht beispielsweise als versteckte Nachricht an Reklametafeln und damit dürfte auch mehr als klar sein, dass Carpenter hier primär an Gesellschafts- und Kapitalismuskritik gelegen ist. Und tatsächlich gibt sich „They Live“ dieser Ebene komplett hin, so sehr, dass sogar das eigentlich Narrativ in den Hintergrund rückt. Wenn Roddy Piper und Keith Davis sich zur Hälfte des Films knappe zehn Minuten gegenseitig verprügeln, nur, weil der Protagonist seinem Freund die erkenntnisbringende Sonnenbrille aufsetzen will, erscheint das natürlich zunächst als Unsinn. Warum setzt er sie nicht einfach auf? Die Antwort liegt natürlich auf der symbolischen Ebene und als Zuschauer sieht man somit den verzweifelten Versuch andere auf Mängel, Probleme und Ungereimtheiten im System aufmerksam zu machen. Diese Motivik zieht sich durch den kompletten Film und als wäre das noch nicht genug bekommen wir einen der kultigsten Oneliner der Filmgeschichte serviert. Herrlich.

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