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Vitellone

Kritik von Vitellone

Gesehen: Mai, 2017

Schon bei seiner Ankündigung war der Film wohl für unzählige Zuschauer eine faustdicke Überraschung. Kein geringerer als Werner Herzog sollte also ein Remake von Abel Ferraras wahnhaftem Copdrama Bad Lieutenant drehen, einem Werk, das er laut eigener Aussage noch nicht einmal gesehen hat – noch dazu mit Nicolas Cage, der in die Fußstapfen von Harvey Keitel treten sollte. Als der Film dann einige Zeit später in die Kinos kam, sahen die Reaktionen besagter Zuschauer wohl nicht großartig anders aus. Unglauben, Verunsicherung, Irritation und Unverständnis sind zweifelsohne Empfindungen, die einem während der Sichtung beinahe zwangsläufig in den Kopf kommen. Denn Werner Herzog hinterfragt einmal mehr jegliche (Hollywood)Konventionen, indem er ihre Existenz schlichtweg ausblendet, neutralisiert und verneint. Zwischen Witz und Wahn, Heiterkeit und Tobsucht, inszeniert der deutsche Regisseur einmal mehr abseits jeder Grenze. War das Original noch durch die Sinnsuche seines Protagonisten bestimmt, so geht es in Herzogs Version lediglich um das rauschhafte Treiben, um die Omnipräsenz und Unausweichlichkeit einer lebensuntauglichen Sinnlosigkeit. Erpressung, Sex, Drogen, Glücksspiel, Mord, Korruption und Diebstahl sind zwar die einzigen Inhalte im Leben des bad Lieutenants, gleichsam aber nicht mehr als schemenhafte Randnotizen, die sich in scheinbar unendlicher Wiederholung durch seine Existenz ziehen. Herzog fängt das alles auf unnachahmliche und auch einzig mögliche Art und Weiße ein, als groteske Sinnlosigkeit (oder auch Reflexion darüber), exzessiv und wahnhaft, mit einem Nicolas Cage der völlig neben der Spur und gleichzeitig auf dem Höhepunkt seiner Karriere ist. Was nun ironisch ist und was ernst, inwiefern Elemente Hommage oder Parodie sind, gilt es im Laufe der zwei Stunden zu entschlüsseln – oder auch einfach zu erfahren.

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