Sofia Coppolas neuester Film ist ein angenehmes Vexierspiel, komplex zwischen den Charakteren, aber schlicht genug, um sich nicht in unnötigen Wendungen oder komplizierten Umbrüchen zu verlieren. Durch und durch typisch für seine Regisseurin, möchte man meinen, denn obwohl es sich um eine Neuverfilmung des Don Siegel Films Betrogen handelt, zieht sich Coppolas Handschrift konsequent von Frame zu Frame. Dazu zählt auch, dass Die Verführten sich stellenweise stark bei Coming-of-Age Motiven bedient und sich als ebensolcher Film mehr um die Bedürfnisse adoleszenter Mädchen schärt, als den männlichen Brandherd im Hühnerstall zu beleuchten. Interessant ist auch die politische respektive historische Perspektive des Films. Denn obwohl diese auf den ersten Blick kaum vorhanden ist, offenbart sich gerade im Ausblenden des gesellschaftshistorischen Rahmens ein wichtiger Punkt. Zentral positioniert ist jedoch das (an)gespannte, sexuell aufgeladene, ebenso zuversichtlich wie kritisch beäugte Hin und Her der Mädchen beziehungsweise Frauen mit dem wahlweise gerngesehenen, geduldeten oder gefürchteten Gast. So gestalten sich die unterschiedlichen Ansprüche, Wünsche, Ängste und Sehnsüchte an den Fremden auch als Zündstoff untereinander, was das Ensemblestück zu einem angenehm abwechslungsreichen und vielschichtigen Film macht. Amüsante und pointierte Dialoge, sowie der gezielte und wirkungsvolle Einsatz von Gesten, Blicken und Berührungen tun ihr übriges, um Die Verführten zu einem angenehmen, stilsicheren und stimmungsvollen Genuss zu machen.