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Vitellone

Kritik von Vitellone

Was konnte man im Vorfeld nicht schon wieder alles lesen? Der Film sei misslungen, Tarantino hätte den Bogen endgültig überspannt und überhaupt steht dieses Werk ja an der Spitze einer angeblichen Abwärtstendenz, die nach oder wahlweise schon vor „Kill Bill“ ihren Lauf genommen hat. Pustekuchen, „Inglourious Basterds“ ist inhaltlich eines von Tarantinos reifersten Werken und auch wenn ich persönlich einige Probleme mit „Django Unchained“ habe, so kann man dem Film bestimmte Qualitäten nicht absprechen. So gesehen bedeutet „The Hateful Eight“ sogar einen Aufschwung, denn Tarantinos zweiter Western ist deutlich gelungener als sein Vorgänger, leider ist er jedoch auch sehr angreifbar. Mehr noch als bei seinen anderen Werken lassen sich hier Kritikpunkte finden und wer den Film zerreißen will, der findet wohl auch die nötige Angriffsfläche dazu. Anders gesagt, wer sich über Quentin Tarantino echauffieren will, dem gelingt es auch über die zahlreichen Stärken dieses Films hinwegzublicken, denn Tarantinos Kino war, obwohl sein Stellenwert und die allgemeine Entwicklung vollkommen dagegen sprechen, nie für die breite Masse geeignet.

„The Hateful Eight“ ist gleichermaßen Rückbesinnung wie auch konsequente Weiterführung, denn obwohl Tarantino abermals einen Western geschaffen hat, könnte dieser seinem vorangegangenen Werk nicht unähnlicher sein. Die Handlung wird auf eine einzige Lokalität verlagert, wie seiner Zeit in „Reservoir Dogs“ wird der Handlungsort zunächst auf eine Postkutsche und später auf eine Herberge reduziert. Doch was Tarantino aus dieser vermeintlichen Reduktion macht ist gleichermaßen simpel wie eindrucksvoll. Die räumliche Struktur nutzt er intelligent um dadurch Machtverhältnisse, Beziehungen und Konflikte zu visualisieren. Wer sich hier wo befindet ist keinesfalls willkürlich, ebenso wie die Bewegungen der Kamera dient auch die Positionierung der Figuren einem höheren Zweck. Doch erinnert der Film nicht nur an Tarantinos Erstling, sondern es finden sich auch Gemeinsamkeiten mit anderen Werken (unabhängig von konkreten Selbstbezügen). Die Langsamkeit erinnert gewissermaßen an „Jackie Brown“ und die Art wie er mit seinen Charakteren umgeht findet sich in „Pulp Fiction“ wieder. Er versammelt Archetypen des Westerngenres, haucht diesen bei zunehmender Laufzeit jedoch ein Stück weit Menschlichkeit ein und unterläuft damit intelligent die Genrekonventionen. Überhaupt lebt der Film zu großen Teilen von seinen Figuren, erzeugt Spannung durch Ungewissheit und stellt bis zum Schluss die Frage nach Identität. Wer ist wirklich das, was er vorgibt zu sein? Es ist jedoch auch Morricones gelungenem Score zu verdanken, dass „The Hateful Eight“ ein atmosphärisches Glanzstück geworden ist, ein Kammerspiel, dass Altertum und Moderne miteinander vereint. Potential nach oben.

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