Moviebreaks Filmnacht Nr. 10 – Thema: "Dokumentarfilm"
„The Wolfpack“ ist eine dieser Dokumentationen, bei denen die zugrundeliegende Situation deutlich interessanter als die filmische Umsetzung dieses Stoffes ist. Die Faszination der Doku ist die bloße Existenz der Familie Angulo, deren sieben Kinder praktisch ohne Kontakt zur Außenwelt in einer Sozialwohnung in Manhattan aufwuchsen. Geprägt werden sie maßgeblichen von Filmen, die ihnen einen Eindruck von der echten Welt vermitteln und die sie mit selbstgebastelten Kostümen nachstellen. Dem cinephilen Zuschauer weiß dieser Umstand natürlich zu gefallen, doch ändert auch diese Tatsache nichts daran, dass lediglich die Ausgangssituationen, das Vorhandensein dieser so unwirklichen Familie die größte Stärke der Dokumentation ist. Der Film selbst bedient sich einfallslos den üblichen Techniken des Genres und kombiniert Interviews mit den Geschwistern, altes Bildmaterial der Familie und Aufnahmen deren Wohnung zum üblichen Dokumentarfilmeinheitsbrei. Einen tiefergehenden Einblick in die Mechanismen dieser Familie ermöglicht „The Wolfpack“ dabei nie, zwar versucht er sich seinen Figuren auf menschlicher Ebene zu nähern, doch auch dort bleiben die Erkenntnisse spärlich. Als gutgläubiger Zuschauer will man natürlich an die Echtheit des gezeigten Materials glauben, doch sind Zweifel an der Authentizität durchaus nicht unberechtigt. Allein die Frage nach der Finanzierung dieses Lebensstils scheint bereits schwierig. Wenn die Doku gegen Ende dann die emotionale Tragweite der Geschichte ausnutzt und beispielsweise den allerersten Ausflug der Brüder in ein Kino oder an den Strand zeigt, dann erlebt „The Wolfpack“ seine stärksten Momente und rechtfertigt ein Stück weit die vorausgegangene Eintönigkeit. Über weite Strecken bleibt die einzige Berechtigung des Films jedoch seine Prämisse, eine Faszination, die eine kurze Reportage oder ein ein- bis zweiseitiger Text ebenso wirkungsvoll übertragen hätte.