Natürlich könnte man Über dem Jenseits mit wenigen Worten abtun, als inkohärent, konfus, platt und recht dümmlich abstrafen – und damit gleichzeitig seine engstirnige Herangehensweise ans Horrorgenre unter Beweis stellen. Denn von jenem inhaltlichen Ballast hat sich Lucio Fulci in seiner elliptischen Erzählstruktur längst verabschiedet, um all jenen Aspekten eine Bühne zu bieten, auf die es wirklich ankommt. So modelliert er seine irrationalen Albtraumlandschaften auf einer Basis aus Okkultismus und Wahn, deren typische Elemente zwar aufgegriffen, aber fast alle halbgar wieder fallengelassen werden. Das Fragmentarische, der Verzicht auf zeitliche und inhaltliche Logik, sorgt dabei für ein Gefühl des Verlorenseins, ein Gefühl von Gefangenschaft und Auslieferung. Fulci reicht seinen Zuschauern nicht einmal den kleinen Finger, geschweige denn seine komplette Hand. Es gibt keinen Strohhalm, an den man sich klammern kann. Die einzige Alternative besteht darin, den Horror über sich ergehen zu lassen. Und der ist gerade deshalb so effektiv, weil sich Fulci wie kaum ein anderer darauf versteht mit einer kongenialen Mischung aus Bild und Ton das Unbewusste im Zuschauer zu adressieren. Mit seinen Bildern schürt er Ängste, von denen wir oftmals selbst noch nichts gewusst haben. So gehen der wirkungsvolle Klangteppich von Fabio Frizzi und die virtuose Kameraarbeit von Sergio Salvati eine beängstigende Symbiose ein und sorgen atmosphärisch für ein weiteres Glanzstück im italienischen Genrekino. Jene legendäre Spinnenszene zählt gemeinsam mit dem nihilistischen Ende des Films zu den ganz großen Höhepunkten in Fulcis Schaffen.