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Vitellone

Kritik von Vitellone

Gesehen: November, 2018

Vergitterte Fenster und eine verschlossene Tür. Die Tage sind geprägt von einsilbigen Gesprächen und dem immergleichen Putzdienst. Bewusst fängt Regisseur Ghalambor das trostlose Jugendheim im brandenburgischen Niemandsland wie ein Gefängnis ein. Der Gefangene ist ein 13-jähriger Junge ohne Namen, einen Platz hat er sonst nirgendwo. In der stärksten Szene des Films wird er von seiner Mutter besucht. Wortlos sitzen die beiden sich gegenüber, bis sie ihre Zigarette ausgeraucht hat. Danach verlässt sie den Raum. Der Kamera, dem mit Abstand stärksten Ausdrucksmittel des Films, gelingt es dabei ihre Beziehung, die eigentlich gar keine Beziehung mehr ist, auf den Punkt zu bringen, indem nie beide Figuren gleichzeitig im Bild zu sehen sind. Der Junge sehnt sich nach Freiheit, nach Ausbruch – und ist dann eines Tages schlichtweg verschwunden. Zuflucht findet er bei einem wortlosen, alten Mann. Windspiel ist ein Film, der beinahe gänzlich ohne Dialoge auskommt. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Kraftvolle, lange Einstellungen befinden sich im konstanten Wechselspiel mit nichtssagenden, unnötig gestreckten Szenen. Das erweckt den Anschein von Beliebigkeit, von Redundanz. Ähnlich verhält es sich mit den Emotionen. Windspiel erzählt von Resignation und Einsamkeit und behandelt beides wie einen Allgemeinposten. Kurz vor Ende traut Ghalambor seinem eigenen Konzept nicht mehr und lässt die fröhliche Kartenrunde über Selbstmord philosophieren. Ungefähr 6000€ konnte er für seinen Abschlussfilm der Filmuniversität Babelsberg auftreiben. Gemessen an dieser Summe ist Windspiel ein erstaunlich gelungenes Werk, eingeordnet in den Kontext seiner Referenzwerke jedoch nur von durchschnittlicher Qualität.

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