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WilliamWhyler

Kritik von WilliamWhyler

Gesehen: Mai, 2017

Bertrand Bonello´s Nocturama  erschien im August 2016  in Frankreich und floppte an den Kinokassen. Nach den Terroranschlägen in der Grande Nation  wollte niemand junge Bombenbastler sehen, die eine Anschlagsserie vorbereiten. Also blieb der politrische Aspekt einfach mal auf der Strecke und gemessen daran, ist Nocturama wirklich ein erstaunlich unparteiischer  Film geworden. Langatmig, doch trotz allem, fesselnd. Die metaphorischen Bilder sind brachial und zeigen doch sehr unterschwellig, das Problem unserer Gesellschaft auf.
Alles sehr emotionslos und  passiv wirkend,  und genau diese Abgestumpftheit im Film, wirkt durch das agieren der Darsteller so authentisch. , Omar, David, André, Sarah und Greg sind fünf von den 10 handelnden Figuren. Manche haben einen Migrationshintergrund, andere nicht, einige der Gruppe,  scheinen dem intellektuellen Milieu zu entstammen oder zumindest gebildeter zu sein. Alle sind jünger als 30ig.   
Eine Gruppe junger Menschen, die mit der Métro durch Paris fährt, sich immer wieder begegnet, Blicke tauscht, Dinge irgendwo hinbringt, Türen öffnen, aber Worte fallen kaum.
Was ist ihr Antrieb? Die Wut auf das kapitalistische System? Die eingeblendete Uhr gibt den Tackt vor. Nach ca. 50 einleitenden Minuten in denen die „Terroristen“ vorgestellt  werden gibt’s dann eine Schauplatzwende.  Dialoge gibt es anfangs wenig, nur das nötigste. Alles bleibt an abgeschiedenen Orten, Blicke, alles, so scheint es, ist perfekt geplant. Wie in Shining, versteht es Regisseur Bertrand Bonellos seine klaustrophobischen Bilder mit der Verlorenheit der einzelnen Charaktere zu verweben. Gelingt ihm vortrefflich. Denn die Selbstherrlichkeit in der diese Genossen die Anschläge verüben ist richtiges Wohlstandgehabe. Selbst die vergoldete Statue der französischen Nationalheiligen Jeanne d'Arc am Pariser Place de Pyramides, geht in Flammen auf. Welch ein Affront. Lose Gespräche über  Pinochets Putsch in Chile, von Arbeitslosigkeit, der belanglosen Suche danach,  ab und zu wieder eine Selfie-Session im ausufernden Konsumrausch.
Sie sind Menschen, die, ungeachtet ihrer Herkunft,  das Vertrauen in die Zukunft verloren haben. Junge Menschen mit erstarrten Gesichtern und perspektivlosen Handlungen. Hier geht etwas vor sich, was nichts Gutes erahnen lässt.  Der zweite handlungsort ist das geschlossene Kaufhaus. Ab hier scheint es keinen Spannungsbogen mehr zu geben, denn dort gibt es keine Informationen mehr darüber, was draußen vor sich geht.  In dieser  konsumgeschwängerten Atmosphäre eines Konsumtempels, entwickelt sich Nocturama zu einem langgezogenen Sozial-Drama, das weder Alternativen noch Lösungen anbietet. Möglicherweise ist genau das die eigentliche Provokation von Nocturama. Dass die Bombenleger am Ende in Luxus und Dekadenz belanglos untergehen. Was würde dazu besser passen als John Barry´s Persuaders Theme?

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