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Wunderlich

Kritik von Wunderlich

Gesehen: Juni, 2014

Tom Cruise ist nach wie vor eine polarisierende Figur. Die Privatperson wird meist aufgrund seiner religiösen Einstellung komplett gehasst und verrissen wohingegen man am Schauspieler Tom Cruise wenig herummeckern kann. An guten Rollen hat der Sunnyboy immerhin schon einige gehabt und eine wirkliche schlechte Leistung sucht man auch vergebens. Cruise neuer Film, Edge of Tomorrow, wirkt nun wie eine Symbiose für beide Gruppen. Zum einen liefert Cruise erneut eine souveräne Performance ohne grobe Schnitzer ab und zum anderen können sich alle Cruise-Hasser an den teilweise irrsinnigen Todesarten des New Yorkers erfreuen. Denn in Edge of Tomorrow stirbt Cruise nicht nur einmal sondern dutzende Mal. Inhaltlich hätte man aus dem Film jedoch auch deutlich mehr machen können. Letztendlich macht Edge of Tomorrow jedoch vor allem eines: Richtig viel Spaß. Cruise bleibt Cruise Tom Cruise hat mittlerweile ein entsprechend großes und populäres Leinwandego aufgebaut, dass er sich wahrscheinlich nicht mehr ändern wird. Die Rollen bleiben nämlich meist gleich und nur mit minimalen Abweichungen. Allerdings muss man ihm auch bescheinigen, dass er zwar solide aber auf durchaus hohem Niveau spielt. Nicholas Cage hat beispielweise schon bedeutend schlechtere Leistungen abgeliefert. Wer jedoch Cruise bereits vorher nicht mochte, den wird auch Edge of Tomorrow nicht bekehren. Allerdings lohnt sich allein schon für Emily Blunt die Eintrittskarte. Denn die talentierte Britin stiehlt ihrem scheinbar übermächtigen Kollegen locker die Show und hat viele Szenen für sich. Die restlichen Rollen sind hingegen allenfalls marginal und besonders die Kampftruppe ist eine Ansammlungen von Karikaturen. Höchsten Bill Paxton kann mit seinem charismatischen Schauspiel einige Sympathiepunkte sammeln. Auch die extraterrestrischen Antagonisten werden nicht wirklich ausgeleuchtet. Ziele und Motivation bleiben unklar, wirkliche Empfindungen hat man nicht für die Außerirdischen, spektakulär ausschauen tun sie dennoch. Hier wäre auch gleich einer der größten Pluspunkte von Edge of Tomorrow, denn der Film ist höchst kurzweilig und unterhaltsam. Die Actionszenen sind dabei ebenso spannend wie packend und sogar höchst abwechslungsreich. Leider trifft dies nur bedingt auf das Finale zu. Hier baut der Film merklich ab und hat nicht mehr die volle Sogkraft. Und täglich grüßt der Sergeant Das Alleinstellungmerkmal des Films ist jedoch selbstverständlich die Zeitreisethematik. Die Prämisse, eine Art Täglich grüßt das Murmeltier inmitten einer Alieninvasion stattfinden zu lassen, wird dabei glücklicherweise bis zum Ende durchgedacht und nicht nur als Aufhänger genutzt. Dabei werden aus der Prämisse eine Vielzahl von unterschiedlichen Möglichkeiten gewonnen. Mal sind einige Szenen extrem komisch, mal spektakulär montiert und mal inhaltlich durchdacht. Zweifelsohne nutzt Regisseur Doug Liman, der mit The Edge of Tomorrow nach über 12 Jahren an das Niveau von Die Bourne Identität anknüpfen kann, die Möglichkeiten der Zeitreise sehr gut und vor allem sehr vielfältig aus. Inhaltlich wäre jedoch trotz allen Lobes auch noch Luft nach oben gewesen. Ganz besonders in Anbetracht des merkwürdig anmutenden Endes. Hier greift der Film leider auf klassische Konventionen zurück, die man vorher galant umschifft hatte. Auch kleinere Logiklöcher sind durchaus vorhanden. In Anbetracht der Dichte an unterhaltsamen Sequenzen kann man diese jedoch getrost vernachlässigen. Allerdings bleiben durchaus noch viele Fragen über die Zeitreisen vorhanden. Etwa wie lange Bill Cage letztendlich in der Zeitschleife gefangen war? Oder wie sich Rita Vrataski in Anbetracht des Wissensvorsprungs ihres Kollegen fühlt? In Edge of Tomorrow ist zweifelsohne noch viel Potenzial vorhanden auch wenn der Film bereits eine Menge davon ausschöpft. So lasset ihn unterhaltsam sterben! Edge of Tomorrow ist zweifelsohne ein wirklich sehenswerter Film. Von zwei guten Hauptdarstellern getragen und mit einer ganzen Fülle an abwechslungsreichen Szenen ausgestattet weiß der Film lange zu unterhalten. Erst zum Ende geht ihm etwas die Puste aus und kleine Schwächen werden sichtbar die vorher noch vernachlässigbar waren. Letztendlich sollte sich jeder Genrefan den Film ansehen. Allein schon um Tom Cruise in irrwitzigen Sterbeszenen zu begutachten.

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