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Wunderlich

Kritik von Wunderlich

Gesehen: November, 2015

Es ist keine Randmeinung Skyfall als den besten James Bond Film überhaupt zu bezeichnen. Viel mehr ist dies mittlerweile die Standardaussage, wenn man sich auf die traditionsreiche Diskussion um die traditionsreiche Agentfilmreihe einlässt. Natürlich, Anhänger von Sean Connery oder Roger Moore schlagen nach wie vor einen der Film ihrer Lieblinge vor, aber auch Bond-Puristen würden Skyfall als den besten Bond-Film mit Daniel Craig betiteln. Mit James Bond 007: Spectre steht nun der mit Spannung erwartete Nachfolger zu Skyfall bereit und die Vorzeichen zum Film waren mehr als herausragend. Hitregisseur Sam Mendes übernahm erneut das Ruder, die Stammbesetzung konnte komplett gehalten werden, das Budget lag jenseits der 250 Millionen Euro und mit Christoph Waltz wurde einer der begabtesten Antagonistendarsteller verpflichtet. Spectre ist jedoch nicht ganz der Megafilm geworden, den man erhofft hatte. Dies liegt nicht nur daran, dass diesmal ein grundlegendes Motiv fehlte und die Action sehr bescheiden ausfällt sondern auch daran, dass einige Drehbuchschwächen nicht kaschiert werden können. Allerdings macht Spectre auch noch so vieles richtig, dass man kaum von einer Enttäuschung sprechen mag.

Daniel Craig ist längst als James Bond des 21. Jahrhunderts angenommen. Vorbei die Zeiten in denen man dem charmanten Briten nicht zutraute Bond spielen zu können und dies sogar mit seiner Haarfarbe begründet hat. Craig spielt seinen Bond erneut als raues Kraftpaket, als Berserker der nur langsam seine emotionale Deckung herunter lässt, als lasterbehaftete Agent mit genug Ballast aus der Vergangenheit. Craig hat es zweifelsohne geschafft, alle klassischen Facetten von Bond beizubehalten aber eine eigene Interpretation der Rolle zu geben. Auch in Spectre füllte er seine Paraderolle komplett aus und entwickelt seine Figur nach den aufwühlenden Skyfall noch weiter. Denn Bond entdeckt erneut die Lust an seinem Handwerk, was in Skyfall noch so stark dekonstruiert wurde. Zudem funktioniert das Zusammenspiel mit Léa Seydoux glänzend. Seydoux und Craig harmonieren als Paar prächtig und schaffen es, eine glaubhafte Chemie entstehen zu lassen. Allerdings war die Kombination mit Eva Green aus Casino Royal doch noch ein Stück stärker, weshalb Seydoux auch Green nicht den Rang als Craigs bestes Bondgirl streitig machen kann.

Erneut ist es aber Sam Mendes, der dem Film seinen inszenatorischen Stempel aufdrücken kann. Mendes deutet bereits mir der hervorragenden Eröffnungsszene, die technisch sogar an Birdman heranreicht, an, dass Spectre kunstvoll arrangiert sein wird. Dieses Verssprechen hält Mendes auch locker an. Etwa mit dem Spiel von Licht und Schatten, den zahlreichen Verweise auf andere Bond-Filme oder der Anordnung des jeweiligen Szenenbilds. Trotz dieser regietechnischen Brillanz auf zahlreichen Ebene sind die Actioneinlagen nur Durchschnitt. Die sterile Verfolgungsjagd in Rom etwa oder das teilweise langweilige Finale wirken sehr deplatziert. Nur wenn Craig, wie in der Zugschlägerei oder der Flucht aus der Wüste, in den Berserkermodus schaltet, nimmt Spectre Fahrt auf.

Durch die überraschend biederen Actionszenen kann der Film auch nie großes Tempo aufnehmen und kann auch einige logische Schwächen nicht überspielen. So bleibt bei Zuschauer der Eindruck entstehen, dass viele Szenen und Übergänge nicht ganz zu Ende gedacht wurden. Stärken hat der Film hingegen tatsächlich in den dialoglastigen Szenen. Besonders wenn Jesper Christensen oder Christoph Waltz eine Rolle spielen, entfaltet der Film eine beeindruckende Faszination. Dies liegt auch daran, dass Spectre der handlungstechnische Höhepunkt der Craig-Bond ist. Denn hier laufen nun die Fäden der vorherigen Filme zusammen und bilden eine übergeordnete Handlung. Allerdings funktionieren die Verbindungslinien zu Casino Royal und Skyfall deutlich besser als zu Ein Quantum Trost. Vermutlich wollte man sich vom durchwachsenen Ein Quantum Trost auch bewusst abgrenzen. Besonders aus Skyfall werden nicht nur charakterliche Konsequenzen geschlagen sondern auch die Handlung um den globalen Terror wird energisch weitergedacht. Die übergeordnete Handlung tut dem Film sichtlich gut und lässt die ganze Filmreihe organischer wirken.

Was Spectre jedoch deutlich von Skyfall unterscheidet, ist das Spectre kein erzählerisches Motiv aufweist. Während Skyfall auf jeder filmischen Ebene nach der Akutalität der Figur James Bond fragte und damit nicht nur die Figur sondern auch die komplette Filmreihe detailliert analysierte, fehlt diese Ebene bei Spectre. Spectre wirkt damit mehr wie ein handelsüblicher Agentenfilm und zieht viel von seinem Reiz aus den Bezügen zu den Vorgängern. Jedoch ist die Handlung auch ohne ein Motiv spannend. Dies liegt sowohl an den sehr präzise platzierten Twist als auch an der Aktualität der Terrorismusdebatte und auch an der wunderbar undurchsichtigen Vorstellung von Waltz. Natürlich muss sich Waltz auch in Spectre den Vorwurf gefallen lassen, seine Paraderolle nur zu wiederholen und wenig neue Akzente zu setzten. Aber Waltz ist einfach dermaßen talentiert, dass er auch diesmal alle seine Szenen dominiert und es erneut ein Genuss ist ihm zu zuschauen. An den einnehmenden Javier Bardem aus Skyfall kommt Waltz jedoch nicht ran.

Spectre ist weit davon entfernt ein schlechter Film zu sein. Spectre ist sogar weit davon entfernt eine Enttäuschung zu sein. Aber Spectre hat überraschenderweise Schwächen bei Dramaturgie und Action und muss sich leider mit dem Vorgänger messen lassen. Spectre ist damit ein guter Agentenfilm und ein durchaus würdiger Abschluss für Craig als Bond. Aber, und auch das ist ein Vorteil von Spectre, man hofft auch, dass Craig die Lizenz zum Töten noch nicht abgibt. Ob ein neuer Skyfall dabei herauskommt muss nicht erwartet werden. Aber selbst wenn das Niveau von Spectre gehalten wird, ist die Bond-Reihe locker konkurrenzfähig.

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