Thor war seinerzeit eine Art Gegenentwurf zu Watchmen und Christopher Nolans Batman Saga. Mit vielen abgehobenen Actioneinlagen, bunten Kulissen und vielen Witzen regte Thor zwar nicht gerade zum Mitdenken an, aber der Film machte dennoch sehr viel Laune. Zwar hatte der zweite Teil von Thor Einzelabenteuer den vielsagenden Untertitel The Dark Kingdom bekommen, aber dennoch ist mehr spaßige Action als eine tiefgründige Handlung zu erwarten. Allerdings war durchaus die Frage angebracht, wie Thor mit den Ereignissen aus The Avengers umgehen wird. Dieses Thema wurde in Iron Man 3 noch weitestgehend ausgespart und nur als psychologischer Ballast für den Protagonisten verwendet. Thor: The Dark Kingdom ist jedoch letztendlich nur ein Film im oberen Mittelmaß geworden. Denn leider dauert es viel zu lange, bis der Film richtig in Fahrt kommt. Zuvor bleibt Thor: The Dark Kingdom nämlich meist nur Stückwerk.
Die Handlung von Thor: The Dark Kingdom
Thor (Chris Hemsworth) ist nach den Ereignissen von New York damit beschäftigt, Frieden in die neun Welten zu bringen. Allerdings erwacht plötzlich eine uralte Bedrohung in Form der Dunkelelfen und deren Anführer Malekit (Christopher Eccelstone). Malekith will das ganze Universium in Finsternis stürzen und braucht dazu ausgerechnet Thors Freundin Jane (Natalie Portman). Jane ist nämlich versehentlich mit dem Äther, einem mächtigen Artefakt, in Berührung gekommen und ist seitdem Malekits Ziel. Doch nicht nur Malekith, sondern auch Thors Bruder Loki (Tom Hiddelstone) stellt eine Gefahr dar.
Thor 2 – missglückte Einleitung
Thor 2 beginnt mit einer typischen Explanation in der der Bösewicht Malekith eingeführt wird und dessen Mythos gespinnt wird. Leider bleibt diese Einführung nicht nur meilenweit hinter der vergleichbaren Einleitung von Hellboy 2 zurück, welche an visueller Kraft kaum zu überbieten ist, sondern ist in gewisser Weise sogar ein echter Blindgänger. Denn Malekith ist ein unsagbar austauschbarer Antagonist und ist das langweiligste was eine Marvel-Produktion seit langem hervorgebracht hat. Daran kann auch Christopher Eccelstone nichts ändern, der jedoch auch reichlich gelangweilt agiert. Dazu passt auch, dass mit dem Äther ein ebenso austauschbarer Zielgegenstand für die Handlung eingeführt wird, wodurch direkt zu Beginn klar wird, dass von Thor 2 in dieser Hinsicht eigentlich nichts zu erwarten ist.
Nein, die Haupthandlung von Thor 2 ist wahrlich kein großer Wurf. Aber auch die Nebenstränge sind nicht zu Ende gedacht, sondern nur marginal einführt. Beispielsweise der Konkurrenzkampf zwischen Jane und Sif, der in nur kurzen Szenen porträtiert wird. Ebenso der Konflikt zwischen Thor und seinem Vater Odin. Dazu gesellen sich noch viele Szenen in denen der Film viel zu berechenbar ist und der Überraschungseffekt verpufft. Jedoch hat Thor 2 mit der Nebenhandlung um Thor und seinen Bruder Loki noch einige starke Momente zu bieten. Dies hängt nicht nur mit dem feinen Zusammenspiel von Hemsworth und Hiddelstone zusammen, sondern auch mit den tollen Dialogen und der stetigen unterschwelligen Spannung. Von solchen Szenen hat der Film leider viel zu wenig zu bieten. Auflockerung gibt es nur selten und ansonsten hat sich sogar die eine oder andere Länge eingeschlichen.
Thor 2 – langer Anlauf
Bis Thor 2 wirklich zündet, vergeht einiges an Zeit. Eigentlich kommt erst mit der Flucht aus Asgard wirkliche Spannung auf. Zuvor wird meist nur Dienst nach Vorschrift abgeliefert und es gibt keine Überraschungen. Mit Loki steigt jedoch sowohl die Spannung als auch die Gagdichte. Besonders zum Ende wird Thor 2 dann ganz stark und kann sowohl mit spektakulären als auch humorvollen Tönen punkten. Dies kulminiert dann in einer wahnwitzigen Actionszene in der sich die Kontrahenten durch ganze Dimensionen prügeln. Dies sollte jedoch auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Actionszenen ansonsten Durchschnitt sind. Eine wirklich gute Actionsequenz ist bis auf die finale Schlacht nicht dabei. Weiterhin macht der abgehobene Steampunk-Mix der Kampfschiffe aus Asgard und der Dunkelelfen keine besonders griffige Mischung. Mitunter wirken die Weltraumschlachten sogar reichlich lächerlich. Ansonsten wissen die Kulissen jedoch durchaus zu überzeugen. Beispielsweise das prachtvolle Asgard, die karge, zerstörte Heimatwelt der Dunkelelfen oder das irdische London – optisch hat Thor 2 erneut einiges zu bieten. Der 3D Effekt erschöpft sich jedoch schon mit dem Titelbild und ist ansonsten ziemlich überflüssig.
Überzeugen kann hingegen der Cast. Chris Hemsworth ist natürlich die Idealbesetzung für Thor und kann auch in seinem dritten Auftritt überzeugen. Besonders der humorvolle und schelmische Unterton, der bei jeder Szene mitschwingt, zeichnet Hemsworths Darstellung erneut aus. Weiterhin der Szenendieb Nummer eins ist Tom Hiddelstone als Loki. Loki hat zwar einige wenig überraschende Szenen, wird von Hiddelstone aber erneut mit soviel Charisma gespielt, dass Loki eine überaus lebendige Figur wird. Zwischen den beiden Göttern gibt es zudem eine unglaublich komische Szene in der Loki seine ganzen Illusionsfähigkeiten genüsslich ausspielt. Daneben ist es besonders Natalie Portman, die als zauberhafte Jane die Sympathien auf ihrer Seite hat sowie Anthony Hopkins, der seine ganze Autorität und Würde in den Göttervater Odin legt. Leider verschleißt Thor 2 seine Side-Kick erneut reihenweise sodass jeder aus Thors Gang ein reines Klischee bleibt. Kat Dennings und Stellan Skargard geben ihren Figuren jedoch viel Leben weshalb es zumindest auf dieser Seite Auflockerungen gibt.
Thor 2 – meist nur Stückwerk
Thor: The Dark Kingdom ist nicht unbedingt der Film geworden den man dieses Jahr unbedingt gesehen haben muss. Besonders den Vergleich mit Iron Man 3 verliert das neue Abenteuer des jungen Gotts klar. Thor 2 braucht einfach zu lang um ein guter Film zu werden und hat ansonsten einen viel zu biederen Bösewicht, langatmige Szenen und eine dröge Handlung zu bieten. Das Ende gibt hingegen eine Andeutung welches Potenzial man eigentlich gehabt hat. Denn hier ist Thor 2 kurzweilig, witzig, actiongeladen und gefühlvoll. Zuvor gibt es bloßes Stückwerk und nur wenig überzeugende Szenen. Nun ist Captain America an der Reihe und es bleibt zu hoffen, dass sich dieser ein Vorbild in Tony Stark und nicht in Thor nimmt.