Diese Kritik enthält Spoiler.
Wally Pfister ist nicht der erste Kameramann der in das Regiefach gewechselt ist und wird nicht der letzte seiner Art sein. Mit Jack Cardiff, Barry Sonnenfeld oder Nicholas Roeg gibt es schließlich auch gute Beispiele für diesen Wechsel. Pflister selbst war jahrelang der Stammkameramann von Hitregisseur Christopher Nolan und verlieh dessen Filmen ihren unverwechselbaren Look. Pflisters Regiedebüt Transcendence träg auch spürbar dessen visuelle Handschrift und fasziniert beispielsweise mit ruhigen Momentaufnahmen und beeindruckenden Gesamtkompositionen. Darüber hinaus hat Transcendence jedoch recht wenig zu bieten. Denn statt einem legitimen Nachfolger von Matrix oder Inception serviert Pfister den Zuschauern eine halbgare Mischung die niemals wirklich funktionieren will.
Eine verheizte Idee
Die Idee hinter Transcendence ist bei weitem keine Schlecht. Die Diskussionen über das Verhältnis von Mentalem und Körperlichem sowie dem klassischem Motiv der Geister in der Maschine bieten nämlich genug Stoff und interessante Komponenten. Leider benutzt Pfister dies nur als Aufhänger und gewinnt kaum erzählerisches Potenzial aus seiner Prämisse. Nur kurz werden die Zweifel der Personen angedeutet und philosophischen Gehalt hat der Film gar niemals. Am interessantesten ist da noch der moralische Aspekt. Wem der Zuschauer seine Sympathien schenkt ist in Transcendence nämlich selten klar und wechselt ständig. Dies kulminiert in einem irritierenden Ende bei dem endgültig die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.
Leider hat Transcendence davon viel zu wenig zu bieten. Selbst der moralische Aspekt wird bei weitem nicht tragfähig genug ausgeformt. Die weiteren hochspannenden Fragen, sofern diese überhaupt gestellt, werden hingegen nur kurz angeschnitten und dann erfolgt umgehend eine Wertung durch den Film. Zum mitdenken oder diskutieren eignet sich der Film daher kaum. Wer somit eine fulminate Mischung aus Actionszenen und tiefgründigen Thesen erwartet hat, wie es bereits Inception und Matrix vollbrachten, der wird mit Transcendence nicht glücklich. Denn auch an Action hat der Film nichts zu bieten. Ein bis zwei kleine überraschende Schockeffekte gibt es zwar aber ansonsten sind die Actionszenen weder spannend noch spektakulär. Sofern sie diesen Namen überhaupt verdient haben.
Optisch gut aber witzlos
Immerhin macht Transcendence optisch eine sehr gute Figur. Die Settings, von futuristischem Untergrundlabor über eine verwahrloste Kleinstadt bis zum schäbigen Unterschlupf der Terroristen, sind absolut sehenswert und entfalten einen gewissen Charme. Besonders interessant sind hingegen die kurzen Detailaufnahmen und dessen spätere Verknüpfung mit der Handlung die sich sehr positiv auf den Film auswirken. Ansonsten hat Pfister an handwerklichem Repertoire jedoch wenig zu bieten, woran man seine Unerfahrenheit als Regisseur ablesen kann. Einzig die Eingangssequenz, in der mehrere Handlungsstränge zunächst nebenher laufen und sehr abrupt aber stilvoll zusammengeführt, hat einen gewissen inszenatorischen Wert.
Auch die durchaus illustre Schauspielerriege kann Transcendence nicht retten. Johnny Depp gibt zunächst eine ganz passable Figur ab, wird jedoch durch seine Transzendierung am emotionsvollen Schauspiel gehindert. Auch seine Filmpartnerin Rebecca Hall war bereits in besseren Rollen zu sehen und kann mit Depp partout keine Leinwandchemie aufbauen. Die tiefgreifende Beziehung der beiden wird dadurch kaum greifbar sondern bleibt rein oberflächlich. Dem Rest des Cast kann man mit unter auch eine gewisse Lustlosigkeit unterstellen wobei es eigentlich auch keine wirklich interessant geschriebene Rolle gibt. In den Vordergrund kann sich jedenfalls niemand spielen. Vielmehr werden diese meist im äußerst langweiligen Sektenplot verworrenen und bleiben dadurch unter ihren Möglichkeiten.
Keine klare Richtung
Transcendence ist weder Fisch noch Fleisch. Der Film ist weder ein guter Actionfilm noch wirklich tiefgründig. Letztendlich wird die durchaus spannende Ausgangsidee langsam verheizt weshalb der Film auch sehr unspannend vor sich hin läuft. Dazu passen dann die durchschnittlichen Schauspieler und die nur sehr wenigen guten Ideen. Letztendlich ist der Film eine Enttäuschung. Sofern Pfister nach Transcendence dem Regiehandwerk erhalten bleibt kann man nur hoffen, dass er mehr Mut beweist und einen klareren Film inszeniert. Mit Transcendence wollte er jedenfalls sichtlich zu viel und hat gar nichts bekommen.